Die "Welt" hat dazu eine Umfrage unter Deutschen Messegesellschaften durchgeführt. Die Ergebnisse im Überblick:
- Die Messe München kappt vorerst die Beziehungen zu Kunden aus Russland und Belarus. Man hat "sämtliche Marketing und Vertriebsaktivitäten gegenüber russischen und belarussischen Ausstellern und Besuchern eingestellt", zitiert die "Welt" ein Statement des Unternehmens. Bestehende Verträge würden zudem aufgelöst.
Ähnlich würden auch andere Branchengrößen, darunter die Messegesellschaften aus Frankfurt, Köln, Nürnberg oder Essen reagieren:
- Auf Europas größter Energiefachmesse E-world energy&water, die aktuell in der zweiten Juni-Hälfte in den Hallen in Essen eingeplant ist, sind Teilnehmer aus Russland und Belarus daher ausdrücklich ausgeschlossen. Ein Hintertürchen bleibe offen. "Wenn Russland zum Frieden und zur Akzeptanz des Völkerrechts zurückfindet, dann sind russische Unternehmen wieder herzlich willkommen", so der Veranstalter.
- Auch die Kölnmesse sperrt ihre Veranstaltungen für russische Kunden, will aber zumindest den Dialog fortsetzen. Man werde mit "den zum Teil langjährigen Partnern in Russland, denen wir keine Mitschuld an den Ereignissen geben und die nun de facto ein Teilnahmeverbot trifft, im Gespräch bleiben", so Geschäftsführer Gerald Böse in der "Welt".
Zur Rolle russischer Aussteller und Besucher auf Messen in Deutschland zitiert die "Welt" Zahlen des Branchenverbands AUMA. 2019, also vor Corona, hätten sich rund 1.000 Unternehmen aus Russland an Branchenschauen in Deutschland beteiligt. Das entspreche knapp einem Prozent der Gesamtmenge ausländischer Aussteller.
Zudem seien 75.000 Gäste aus Russland 2019 laut AUMA auf dem heimischen Messeplätzen registriert worden. Das seien zwar kaum ein Drittel
der Menge von top-platzierten Nationen wie Österreich, Niederlande, Italien oder Schweiz. Aber die Zahl der Besucher aus den USA liege auf einem ähnlichen Niveau.
Umgekehrt sei der russische Markt für die deutsche Messewirtschaft höchst interessant. Laut AUMA-Datenbank seien 2019 von Verbandsmitgliedern 35 Messen in Russland ausgerichtet worden – von damals 330 Auslandsmessen insgesamt. Der Anteil des Russland-Geschäfts habe damit bei rund zehn Prozent gelegen.
Besonders ausgeprägt sei das Engagement
- der städtischen Messe Düsseldorf. Auch die Düsseldorfer haben das Russland-Geschäft nun "bis auf Weiteres" gestoppt. 2022 waren 14 Veranstaltungen geplant. Zudem wurde die Städtpartnerschaft Düsseldorfs mit Moskau auf Eis gelegt.
- Zurückgezogen aus Russland hätten sich auch die Nürnbergmesse, die ihre Brauereitechnik-Schau Beviale Moscow für 2022 nun gestrichen hat, und die Messe Frankfurt, die sonst 17 verschiedene Veranstaltungen im Land organisiert.