"FAZ"-Redakteur Thomas Thiel analysiert in seinem Artikel vom 11. August (Printausgabe) die Folgen der DEAL-Verträge, die die Hochschulrektorenkonferenz im Auftrag der deutschen Wissenschaftsallianz seit 2019 mit großen Konzernverlagen abgeschlossen hat.
Das Ziel, dem Verlags-Oligopol Elsevier, Springer Nature und Wiley bessere Konditionen abzutrotzen, sei verfehlt worden. Die Publikationsgebühr für Open-Access-Artikel – ein wesentlicher Baustein von DEAL – sei inzwischen so hoch, dass die erhofften Einsparungen dahinschmelzen würden.
Das DEAL-Konsortium setze der Überwachung von Wissenschaftlern und der Verwertung ihrer Daten durch die Großverlage keine Grenzen, so Thiel. Als weiteren Kritikpunkt führt er an, dass mittelständische Verlage ohne nähere Begründung aus den DEAL-Verhandlungen ausgeschlossen seien.
DEAL leiste der Monopolisierung des wissenschaftlichen Publikationsmarkt weiter Vorschub: Die Großverlage würden die Bibliotheksetats zunehmend für sich ausschöpfen, Forscher*innen würden dazu angehalten, künftig nur noch bei Wiley, Springer Nature und irgendwann auch bei Elsevier zu veröffentlichen.
Thiel verweist in seinem Artikel auf eine Studie des Düsseldorfer Ökonomen Justus Haucap, die eine entsprechende Entwicklung auf dem Gebiet der Chemie nachweist. Forscher*innen würden zunehmend bei Wiley und Springer Nature publizieren, was zulasten anderer Verlage ginge. Unverständnis äußert Thiel deshalb über die Haltung des Bundeskartellamts, das die im November 2016 eingereichte Beschwerde des Börsenvereins in der Sache immer noch ignoriere.