Stimmen zur Kritik am "Literarischen Quartett"

"Das Quartett sticht nicht mehr"

19. Mai 2021
Redaktion Börsenblatt

Hat das "Literarische Quartett" keine Bedeutung mehr für den Erfolg eines Romans? Tobias Rüther hatte dies in seiner umfangreichen Kritik an der Sendung in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom 16. Mai geäußert. Wir haben Verlage gefragt, welche Erfahrung sie mit dem "Quartett" machen.

Jo Lendle, Verleger, Hanser Verlag

"Das Quartett sticht nicht mehr. Es ist müßig, alles mit dem sagenumwobenen Früher zu vergleichen, als die Drucker selbsttätig ihre Maschinen anwarfen, sobald die Titelauswahl veröffentlicht war. Vielleicht ist das der deutlichste Unterschied: Wir beauftragen keine Nachauflagen, dafür sind die Auswirkungen auf Buchverkäufe zu gering. Vielleicht doch die Einladungspolitik überdenken? Aber wer könnte statt der schreibenden Promis über Bücher streiten? Gibt es etwa einen Berufsstand, der imstande ist, professionell und verständig über Literatur zu sprechen? Wie auch immer: Man freut sich demütig über jeden Ort, an dem mit Leidenschaft gelesen wird – und nach der letzten Sendung erleben wir durchaus ein ungewöhnlich gesteigertes Interesse an Gontscharows 'Eine gewöhnliche Geschichte'."

Sabine Glitza, Vertriebsleiterin, Kiepenheuer & Witsch

"Die Frage ist leider nicht eindeutig und vor allem nicht monokausal zu beantworten. Manchmal hat eine Besprechung im Quartett positive Auswirkungen auf die Verkäufe. Dann wirken in der Regel aber auch immer noch andere Faktoren wie Medienauftritte des Autors im gleichen Zeitraum auf diese Ergebnisse ein, da es sich ja zumeist um aktuelle Bücher handelt, für die der Autor selber viel tut."

Regina Kammerer, Verlagsleiterin Luchterhand und btb

"Ich finde es immer schwierig, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Formate verändern sich, das gilt auch für Rundfunk und Fernsehen, und eben auch für das Literarische Quartett. Ich habe es auch nicht so mit Vorher- und Nachher-Vergleichen. Was ich mir wünsche, sind mehr Sendungen, in denen Bücher und ihre Inhalte eine Rolle spielen, und zwar so unterschiedlich und vielfältig wie nur irgend möglich. Danach dürsten doch alle.“