Leipziger Messe nimmt zu Vorwürfen Stellung

Connewitzer verzichtet auf Leipziger Buchmesse 2024

25. September 2023
Michael Roesler-Graichen

Peter Hinke, Chef der 1990 gegründeten Connewitzer Verlagsbuchhandlung, will 2024 nicht mehr mit einem eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse vertreten sein. Der Hauptgrund: die erhöhten Gebühren der Messe für Literaturlesungen. Die Leipziger Messe stellt in einem Statement klar, dass 2024 nicht an der Gebührenschraube gedreht wird.

Der Rückzug Oliver Zilles vom Posten des Leipziger Buchmessedirektors hat in der Branche für Beunruhigung gesorgt. Waren hinter den Kulissen die Meinungsverschiedenheiten über den künftigen Kurs der Messe so groß, dass Zille das Handtuch warf? War Zille womöglich mit der Preispolitik für Aussteller und Veranstalter nicht einverstanden, wie dies Andreas Platthaus in einem Artikel auf faz.net (Zahlschranke) insinuiert?

Im Vakuum der nach wie vor ungeklärten Nachfolge Zilles landet jedenfalls der "kurze Einwurf in eigener Sache", den Peter Hinke, Inhaber der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig, jüngst in seinem Newsletter "Connewitzer Literaturkurier" veröffentlicht hat. Darin schreibt er laut "Leipziger Volkszeitung" (Print): "Wir haben beschlossen, erstmals seit 1991 nicht mit einem eigenen Stand an der Leipziger Buchmesse 2024 teilzunehmen." Grund dafür sei in erster Linie die Preispolitik der Leipziger Buchmesse für Veranstalter.

Bereits in diesem Jahr sei Ausstellern für angemeldete Veranstaltungen "in den meisten Fällen" eine Gebühr von 99 Euro plus Mehrwertsteuer pro Termin berechnet worden. "Wenn nun zum Beispiel ein kleiner Verlag aus Köln zur Messe kommt," so Hinke im zitierten Newsletter, "der sich zwar einen kleinen Messestand leisten kann (circa 1200+ Euro), aber auch 10 junge, hungrige Autoren im Schlepptau hat, die gern lesen wollen, wird die gleiche Summe noch einmal fällig." Man habe das alles einmal durchgerechnet und sei zum Schluss gekommen, dass es sinnvoller sei, in eigene Veranstaltungen außerhalb des Dachs von "Leipzig liest" zu investieren. Außerdem, so Hinke, sei ihm schon im Frühjahr in Gesprächen gesagt worden, dass die Buchmesse weniger an Lesungen in der Stadt als vielmehr auf dem Messegelände interessiert sei. Der Rückzug als Aussteller möge nicht als "Angriff auf die Messe" gewertet werden, aber man habe den Eindruck, dass "das Gefüge ins Wanken gerät", so Hinke laut "Leipziger Volkszeitung". 

Leipziger Messe stellt klar: Preise bleiben gleich

In einem längeren Statement, das der Börsenblatt-Redaktion zuging, geht die Leipziger Messe auf die Kritik Hinkes ein und stellt die von ihm geäußerten Behauptungen richtig:

Darin heißt es unter anderem, dass die Anmeldegebühren nach 2023 für 2024 "stabil bleiben". "Angemeldete Aussteller mit eigenem Stand auf der LBM, die auch eine Veranstaltung im Rahmen von Leipzig durchführen wollen, zahlen wie in diesem Jahr 45 Euro pro Veranstaltung. Mitaussteller ohne eigenen Stand auf der LBM zahlen 99 Euro pro Veranstaltung. Diese Regelung besteht bereits seit 2023 für Verlage, die keinen eigenen Stand haben oder nur Mitaussteller sind. Wir werden diese für 2024 beibehalten." Hinke hatte in seinem Beispiel einen Aussteller genannt, der pro Lesung 99 Euro Meldegebühr zahlt. Messesprecher Andreas Knaut erklärt hingegen, dass es in einem solchen Falle nur 45 Euro pro Meldung seien.

Die genannte Pauschale diene der Refinanzierung der Kosten, die die Organisation von "Leipzig liest" mit sich bringt, so Knaut, – vom Plattformmanagement über die Programmkoordination bis hin zur Gesamtvermarktung und Kommunikation der Veranstaltungen über den Veranstaltungskalender und vielem mehr. 

Ausgehend von den bisherigen Rückmeldungen und dem allgemein großen Interesse sei die Leipziger Messe mit Blick auf "Leipzig liest 2024" sehr optimistisch, dass sich das Lesefest im kommenden Jahr ähnlich wie "Leipzig liest 2023" entwickele. 2023 hätten 2.400 Veranstaltungen an 300 Orten überall in der Stadt Leipzig und auf dem Messegelände stattgefunden, so Knaut. Dieses von Anfang an verfolgte, erfolgreiche Konzept werde fortgeführt. Pläne, die Veranstaltungen mehr auf das Messegelände zu verlegen, bestünden daher nicht.

Diese aktuelle Äußerung der Messe steht im Widerspruch zu Hinkes Schilderung von Gesprächen auf der Buchmesse im Frühjahr (s.o.). Leipzig liest, so Knaut weiter, soll als Lesefest in der gesamten Stadt ein wichtiger Teil des gesamten Messeerlebnisses sein und bleiben. "Eine Reduzierung der Veranstaltungen steht daher ebenfalls nicht zur Debatte. Wir wollen den Umfang und die Vielfalt, sowohl bei Veranstaltungen als auch Veranstaltungsorten, wenigstens beibehalten."

Von einer "konsequenten Durchkommerzialisierung", wie teilweise zu lesen gewesen sei (unter anderem in Andreas Platthaus' Artikel), könne somit keine Rede sein, so die Leipziger Messe. Man sei sich der zentralen Bedeutung der Leipziger Buchmesse für das Kulturgeschehen und als Diskursplattform für gesellschaftliche Themen bewusst. Diese Verantwortung nehme sie unverändert "sehr ernst".

Mit dem Stand der Ausstellerbuchungen für die Leipziger Buchmesse 2024 sei man zum jetzigen Zeitpunkt "sehr zufrieden". "Bei den Ausstellern liegen wir für die Leipziger Buchmesse 2024 aktuell auf dem Buchungsstand des Vorjahres", so Knaut. "Die Anmeldung zur Leipziger Buchmesse 2024 läuft noch bis 30. Oktober. An der LBM im April 2023 nahmen 2.082 Aussteller:innen und Verlage aus 40 Ländern teil."