Das Tagungsprogramm startete am Samstag mit der Keynote von Karin Krieger, Übersetzerin aus dem Italienischen und Französischen, zum Thema „Die im Dunkeln sieht man nicht – die Rolle der Übersetzerin in der Medien- und Buchbranche“. Darin stellte sie fest, dass eine gewisse Unwissenheit im Umgang mit Übersetzerinnen vorherrsche, diese jedoch selten bewusst übersehen würden. Literaturübersetzungen sind anerkanntermaßen eigenständige Kunstwerke, die genauso schützenswert sind wie der Originaltext. Dennoch sei es für viele Verlage noch immer keine Selbstverständlichkeit, sie zusammen mit dem:der Original-Autor:in zu nennen.
Karin Krieger und Eveline Passet, Übersetzerin aus dem Russischen und Französischen sowie Rundfunkautorin, diskutierten über die unterschiedliche Übersetzungs- und Verlagskultur in Ost- und Westdeutschland sowie deren Auswirkungen bis heute. Britta Jürgs, Verlegerin des AvivA Verlags, moderierte die Podiumsdiskussion. Anders als heute konnten Übersetzer:innen in der damaligen DDR von ihrer Arbeit leben, führte Britta Jürgs in ihrer Einleitung zum Thema aus. Auch die Zusammenarbeit mit den Verlagen sei besser gewesen: Die Zahlung von Tantiemen, die Nennung im Haupttitel und die feste Vergütung je nach Schwierigkeitsgrad des Textes waren seit 1955 in einem Normvertrag geregelt. Auch in den Medien und in der Öffentlichkeit waren Übersetzer:innen stark präsent und anerkannt. Heute seien sie das schwächste Glied in der Kette des Lizenzgeschäfts, stellten die Diskutantinnen fest. Höchstens kleinere, unabhängige Verlage würden ihnen Entscheidungsbefugnisse einräumen. Zudem seien die Reallöhne der Übersetzer:innen so stark gesunken, dass heute der Lebensunterhalt oftmals durch die Berufstätigkeit kaum mehr zu bestreiten sei.
Es folgten sechs Workshops, die verschiedene Aspekte des Übersetzens aufgriffen: Vom #Umgang mit der Sprache und #Stolpersteine beim Übersetzen über #Wertschätzung für Übersetzende und das aktuelle Thema #KI als Konkurrenz bis hin zu den Herausforderungen bei der Übersetzung von #Reiseführern und #Graphic Novels wurde ein breites Spektrum an Fragestellungen zum Jahresthema untersucht.
Mit einem Impulsvortrag zu #Mental Health von Silke Buttgereit wurde das offizielle Programm beschlossen.