Börsenblattumfrage

Buchstaben verblassen nicht, wenn sie schon mal Tageslicht gesehen haben

4. Juli 2024
von Börsenblatt

Bücher sind eines der beliebtesten Geschenke zu Geburtstagen und Feiertagen. Dabei verschenkt man oft auch Bücher, die man selbst gerne lesen möchte – Familie und Freunde haben schließlich häufig einen ähnlichen Buchgeschmack. Wir haben die Börsenblatt-Leser:innen gefragt, ob man ein Buch vor dem Verschenken selbst lesen darf oder nicht.

Knapp über die Hälfte der Teilnehmenden beantwortet diese Frage mit einem klaren Nein: “Auf gar keinen Fall! Ich benutze doch auch andere Geschenke vorher nicht schnell selbst“, schreibt ein:e Leser:in. “Das mag ich überhaupt nicht,“ sagt ein:e andere:r, “ich habe vor vielen Jahren ein sehr schönes Hardcover Buch zum Geburtstag geschenkt bekommen, es war total schräg gelesen und sah sehr ungepflegt aus. Da ärgert man sich über das Geschenk.“

Über 35 Prozent geben an, dass sie es völlig in Ordnung finden, Bücher vor dem Verschenken selbst zu lesen: “Immerhin kann man es dann wirklich guten Gewissens empfehlen. Die Buchstaben verblassen ja nicht, wenn sie vorher schon mal Tageslicht gesehen haben – und wenn es für den Beschenkten unerlässlich ist, einen ungeknickten Rücken ins Regal zu stellen, kann man beim vorherigen Blättern vorsichtig sein. Oder gleich ein Hardcover kaufen.“

Es werden auch Zwischentöne laut: “Wenn man ganz vorsichtig liest, und keine Knicke und Flecken hinterlässt, ist es okay. Die Beschenkten dürfen nicht mitbekommen, dass das Buch schon mal gelesen wurde.“ Einige Leser:innen schreiben auch, dass es auf das Verhältnis zwischen der schenkenden und der beschenkten Person ankomme: “Wenn die beiden sich sehr nahe stehen und sich ohnehin oft über Literatur austauschen, oder wenn sie vielleicht auch beide im Buchbereich arbeiten, finde ich es völlig in Ordnung, das Buch vorher zu lesen - und damit hinterher in ein gutes Gespräch über die Lektüre gehen zu können. Selbstverständlich liest die Schenkende es mit sauberen Händen und öffnet es nur im „Buchhändlerwinkel“ von 60°. Andere Leute Krümel und Flecken sind schon ziemlich eklig. Wenn das Buch als Statussymbol verschenkt wird oder an eine Person geht, die als pingelig bekannt ist oder die man nicht so gut kennt, sollte es hingegen möglichst verlagsneu sein.“

Dass Erwachsene zum Großteil ungelesene Büchergeschenke bevorzugen, scheint nun klar zu sein. Gelten für Kinderbücher andere Regeln? “Ja, irgendwie schon“, schreibt ein:e Leser:in, und tatsächlich antworten knapp 15 Prozent der Teilnehmenden, dass der Umstand, dass es sich bei dem Buchgeschenk um ein Kinderbuch handelt, ihre Meinung ändert. Hier kommt es wohl auch darauf an, wer das Buch vorher liest: “Wenn mein Kind 2 Jahre alt ist, sehe ich keine Chance, dass das Buch danach noch unbeschädigt ist. Also eher nicht vorher lesen lassen. Jugendlichen traue ich so viel Vorsicht zu“, und was für eine Art Buch verschenkt werden soll: “Bilderbücher werden ja intensiver genutzt als solche für ältere Kinder. Da würde ich einmal durchblättern und dann verschenken. Prosa für Kinder behandle ich wie Prosa für Erwachsene.“ Auch ist es den Leser:innen wichtig, zu prüfen ob das Buch für das Kind geeignet ist: “Bei Kinderbüchern würde ich noch mehr dazu raten, das Buch selbst vorher zu lesen, um abzugleichen, ob man die mitgelieferte Moral von der Geschicht' wirklich dem Kind mitgeben möchte. Ich würde hier wahrscheinlich kein von einem Kind gelesenes Buch weiterverschenken – einfach weils oft klebrig ist.“

Ein:e Leser:in hat einen schönen Vorschlag, wie auch bereits gelesene Bücher als Geschenk dienen können: “Wir haben im Freundeskreis jetzt aber schon ein paar Mal zum ‘normalen‘ Geschenk dazu eine Bücherkiste geschenkt mit Büchern, die ausdrücklich schon von den Schenkenden gelesen waren und von denen die Schenkenden wollten, dass der Beschenkte sie auch liest. Das aber nur für die Leseratten unter uns!