Und wann werden die Türen wieder geöffnet?
Wir peilen den 24. September an, vom 24. bis 26. September findet das Tübinger Bücherfest statt, da würde der Termin perfekt passen. Das Geld für die Öffnung wäre da. Und uns würde mit dem Schulbeginn, dem Semesterbeginn, der Frankfurter Buchmesse und dem Weihnachtsgeschäft ein tolles Quartal bevorstehen!
Wer steht dann im Laden, verkauft die Bücher und organisiert den Buchhandlungsbetrieb? Doch sicher nicht die Genossenschafter*innen im Ehrenamt?
Nein, es wird keine Lohnarbeit durch Ehrenamt ersetzt werden. Es gibt zwar viel Euphorie und Unterstützungsangebote, auch von ausgebildeten Buchhändler*innen, aber die werden keinesfalls im Verkauf eingesetzt. Das verbietet sich allein schon politisch. Vorsorglich wurde allen zwölf Mitarbeiter*innen termingerecht gekündigt, einige waren geringfügig bei Gastl beschäftigt, außer der Inhaberin Angelika Gocht gab es zuletzt keine Vollzeitkraft mehr. Wir planen mit 400 Prozent, also vier Vollzeitkräften, verteilt auf sechs bis acht Personen. Zwei der Gastl-Buchhändler*innen – zwei Männer - werden übrigens bei Gastl weitermachen. Mittelfristig ist auch die Einstellung eines Geschäftsführers, einer Geschäftsführerin, beschlossen.
Alles neu, alles anders - wird sich das Profil der Buchhandlung mit der neuen Eigentümerstruktur verändern?
Gastl soll seinen traditionellen, in gewisser Weise musealen Charme und Charakter behalten, es wird also keine Nonbooks geben und keinen Kaffee. Das Inventar, die Böden, Licht, Fenster usw. sind völlig in Ordnung, was uns natürlich sehr hilft. Anpassungsbedarf gibt es bei den Sortimentsanteilen: Es stehen zu viele Bücher in den Regalen, was zwar das Profil prägt, aber zu wenig zum Umsatz beiträgt. Verkleinert man die Lyrikecke? Sollen die Geisteswissenschaften zugunsten von rascher verkäuflicher Belletristik ausgedünnt werden? Da muss mit Fingerspitzengefühl herangegangen werden. Mittelfristig gibt es so einige Pläne, zum Beispiel eine individuelle Internetseite. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
wie kommen Sie denn zu der Aussage, dass sich die Irritation der anderen Buchläden "gelegt" habe? Bei mir (als einem der Inhaber dieser Läden) hat sich die Irritation nicht gelegt, und auch heute ist wieder ein Leserbrief in der Lokalen Zeitung, der Unverständnis darüber zum Ausruck bringt, Leider geht man inhaltlich nicht auf die Argumente ein.
Sie schließen mit der Genossenschaft keine "Versorgungslücke" sondern halten einen Betrieb am Markt, den über einen langen Zeitraum auf dem übervollen Tübinger Buchhandelsmarkt keine Unternehmer*in zu realwirtschaftlichen Konditionen übernehmen wollte. Die Genossenschaft ist hier ein "Game Changer" , der das Risiko verteilen und die Sache im Hintergrund absichern soll.
Gerade das Inhaber*inneneinkommen ist oft am schwersten zu erwirtschaften und oft nur mit hoher Arbeitsbelastung. Eine Genossenschaft als Inhaber*in kann davon natürlich Abstand nehmen.
Bemerken Sie denn nicht, dass Sie auf einem schrumpfenden Markt (Stationärer Buchhandelsumsatz/Fachbuch) irgendwann alle Tübinger Buchläden "genossenschaftlich" absichern müssen? Haben Sie den Gedanken zu Ende gedacht?