GfK-Studie zu Buchmärkten in 9 Ländern

Wie Corona die Umsätze 2020 beeinflusst hat

7. April 2021
Redaktion Börsenblatt

Neun von GfK Entertainment untersuchte, internationale Buchmärkte haben im Corona-Jahr 2020 sehr unterschiedlich abgeschnitten – die Spanne der Umsatzentwicklung reicht von rund minus 17 Prozent bis plus 10 Prozent.

Das hat eine neun Länder umfassende Sonderauswertung von GfK Entertainment ergeben, die auf Basis der physischen Verkaufsdaten aus den Handelspanels bzw. für Deutschland auf Basis des GfK Consumer Panels erstellt wurde. Nach den erheblichen Einbußen während des ersten Shutdowns hätten Händler die Defizite in den darauffolgenden Monaten deutlich reduzieren können, so die Presseinformation der Marktforscher, sahen sich im wichtigen Weihnachtsgeschäft aber teils mit neuerlichen Ladenschließungen konfrontiert. Trotzdem würden die Jahresdaten in Summe belegen, dass das Kaufinteresse der Leser*innen auch in der Krise ungebrochen bleibt.

Mathias Giloth, Geschäftsführer GfK Entertainment, sagt: "Das gedruckte Buch hat seine herausragende Funktion als essentielles Kultur-, Unterhaltungs- und Wirtschaftsgut auch im Krisenjahr 2020 unter Beweis gestellt. Erweiterte Service-Angebote des stationären Handels wie die kontaktlose Abholung bestellter Bücher, Fahrrad-Lieferdienste oder der Ausbau des eigenen Online-Geschäfts zeigen die Kreativität der Branche und konnten die Kundenbindung trotz räumlicher Distanz so festigen und dem Umsatzschwund zumindest ein Stück weit entgegenwirken. Intensiv genutzte Verkaufsperioden zwischen den Shutdowns, höhere Durchschnittspreise sowie Anstiege beim E-Commerce und den digitalen Formaten setzten inmitten eines äußerst schwierigen Marktumfeldes weitere positive Akzente."

Zwischen Plus und Minus

Sehr positiv sei die Umsatzentwicklung 2020 im Vergleich zum Vorjahr im belgischen Flandern (plus 10,2 Prozent) und in den Niederlanden (plus 7,2 Prozent) verlaufen. Auch Italien (plus 3,3 Prozent) und Spanien (plus 0,8 Prozent), im Frühling besonders hart von der Pandemie betroffen, konnten aufs gesamte Jahr betrachtet Steigerungen vorweisen.

Brasilien, das einzige nicht-europäische Land innerhalb der Auswertung, habe Zuwächse von 2,4 Prozent verzeichnet; die Schweiz landete bei plus/minus 0,0 Prozent. In Deutschland (minus 2,5 Prozent) und Frankreich (minus 2,1 Prozent), beide geprägt durch zwei Shutdowns binnen eines Jahres, hätten hingegen Rückgänge zu Buche gestanden. Das belgische Wallonien (minus 1,8 Prozent) und Portugal (minus 16,6 Prozent) beklagten ebenfalls Verluste. In Portugal hätte sich bereits im Halbjahresrückblick ein hoher Umsatzrückgang abgezeichnet, der auch in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr aufgefangen werden konnte.

Gestiegene Durchschnittspreise

Während die Absätze vielerorts – wie beispielsweise in den Niederlanden (minus 4,4 Prozent) – spürbar einbrachen, sei der Durchschnittspreis in sämtlichen der analysierten europäischen Märkte teilweise beträchtlich nach oben geklettert. So vermeldeten laut GfK die drei wachstumsstärksten Regionen Flandern (plus 5,1 Prozent), Niederlande (plus 2,6 Prozent) und Italien (plus 3,7 Prozent) auch die größten Preissteigerungen im Ländervergleich. In Deutschland (plus 1,8 Prozent), der Schweiz (plus 2,2 Prozent) und Frankreich (plus 1,3 Prozent) wurden Bücher ebenfalls teurer. Allein Brasilien wies mit minus 1,8 Prozent einen Preisrückgang auf.

Belletristik war gefragt

Die Belletristik gehörte 2020 zu den beliebtesten Genres und habe sich in der Mehrzahl der untersuchten Länder überdurchschnittlich gut geschlagen. So übersprangen die Zuwächse in Brasilien, Flandern, Italien, den Niederlanden und Spanien allesamt die Fünf-Prozent-Marke; auch in Frankreich (plus 1,8 Prozent) und Deutschland (minus 0,8 Prozent) lagen die Werte über dem Landesniveau. In den Top 5 der Belletristik-Jahrescharts punkteten Joel Dickers Dreiecksgeschichte "Das Geheimnis von Zimmer 622" (Frankreich, Italien, Spanien) und Valérie Perrins Roman "Unter den hundertjährigen Linden" (Italien, Frankreich, Wallonien), die jeweils in drei Ländern vertreten waren, so ein weiteres Ergebnis.

Sachbuch: Barack Obama dominiert

Ex-US-Präsident Barack Obama erzielte mit seinem Erinnerungsband "Ein verheißenes Land" in der Schweiz und Wallonien das meistverkaufte Buch, in Deutschland und Frankreich das erfolgreichste Sachbuch sowie in Portugal eine Top 5-Position im Sachbuch-Segment. Dieses schnitt insgesamt weniger stark ab als die Belletristik und beendete das Jahr zum Beispiel in Deutschland (minus 2,5 Prozent) und Frankreich (minus 8,4 Prozent) mit Verlusten.

Licht und Schatten gab es beim Blick auf die weiteren Segmente, so die GfK weiter: Während Kinder- und Jugendbücher mit Ausnahme von Portugal durchweg an Umsatz hinzugewannen, reichten die Rückgänge im immens beeinträchtigten Reisebuchbereich von 22,8 Prozent (Deutschland) bis 73,2 Prozent (Portugal).

E-Books legen im Corona-Jahr zu

Der Absatzweg E-Book wurde gesondert betrachtet und entwickelte sich im Corona-Jahr 2020 positiv, resümiert GfK Entertainment. In Spanien, wo die Mehrwertsteuer auf digitale Bücher und E-Publikationen von 21 auf vier Prozent gesenkt wurde, hätten E-Books beispielsweise um 78,2 Prozent zulegen können. Der digitale Buchmarkt Frankreichs sei um 26 Prozent gewachsen, E-Books in Deutschland (plus 16,2 Prozent), Flandern (plus 16,5 Prozent) und den Niederlanden (plus 12,7 Prozent) hätten ebenfalls mehr Umsatz generierten können.

Zur Studie

Basis der Auswertung sind die physischen Buchmarkt-Zahlen 2020 auf Handelspanel-Basis für die Länder Belgien (Flandern/Wallonien), Brasilien, Frankreich, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien und Schweiz sowie auf Basis des GfK Consumer Panels für Deutschland, jeweils ohne Abos und Downloads.