Die Sonntagsfrage

Was sind Ihre Pläne nach dem Ocelot, Maria-Christina Piwowarski?

10. Dezember 2023
Redaktion Börsenblatt

Über 10 Jahre hat Maria-Christina Piwowarski die Geschäfte der beliebten Berliner Buchhandlung Ocelot geführt. In unserer Sonntagsfrage erklärt die Literaturvermittlerin und Podcasterin von blauschwarzberlin, was ihre Pläne nach der Buchhandlung sind, auf was sie sich besonders freut – und was sie am Buchhandelsalltag vermissen wird.

Maria-Christina Piwowarski

Warum haben Sie bei ocelot bzw. als Buchhändlerin aufgehört?

Ich habe nach über zehn wunderbaren Jahren gefühlt, dass mein Herz sich langsam auf ein Nebengleis begibt und eine leicht veränderte Richtung einschlägt. Wir sind immer noch in der gemeinsamen Landschaft der Literaturliebe unterwegs, aber nachdem ich seit 2017 nebenbei moderiere ist das über die Jahre von einer schönen Ausnahme zu einem neuen Fokus, einem zweiten Beruf (und tatsächlich auch zu einer Berufung) geworden. Ich habe also lange zwei Jobs gemacht. Weder das ocelot, noch meine anderen literaturverliebten Ideen, haben es verdient, dass ich ihnen nur meine halbe Kraft widmen kann. Ich bin doch (auch) in meinem (Arbeits)Leben dafür verantwortlich, dass ich dem Weg folge, den der Herzschlag vorgibt.

Was machen Sie nun beruflich? Und auf was freuen Sie sich am meisten?

Ich werde jetzt hauptberuflich moderieren! Auf kleinen und großen Bühnen überall in Deutschland. Ich werde weiterhin spannende Gespräche mit Autor:innen, Übersetzer:innen und Lektor:innen auf Instagram führen und die Begeisterung für tolle Bücher auch dort weitertragen. Ich werde Bücher empfehlen: auf Steady, in Texten und in persönlichen Gesprächen, auf Einladung bei Parties und Events. Ich werde Regale von Hotels und Bars kuratieren und gern auch private Bibliotheken, werde überall wirken, wo man mich gute Bücher ins schönste Licht stellen lässt. Und natürlich werde ich weiterhin mit dem wunderbaren Freund und Komplizen Ludwig Lohmann für den blauschwarzberlin-Podcast beste Bücher besprechen. Ich habe bei der Buchkultur eine Kolumne übernommen und werde auch weiter Texte schreiben, in denen ich vom Lesen und vom Leben erzähle.

Ich freue mich vor allem auf Zeit, auf mehr freie Einteilung meiner verschiedenen Projekte und auf die kommenden Musenküsse für viele bisher nur erahnte literarische Inspirationen, die dieses Einlassen, die diese Zeit und diesen Raum brauchen und nun auch bekommen.

Was werden Sie am Buchhandelsalltag und am ocelot vermissen? Und was gar nicht?

Alles werde ich vermissen! Wobei: Mein Rücken wird das Kistenschleppen nicht vermissen und das lange Stehen. Mein Kopf wird sich freuen, dass er keinem Dienstplan und keinen Öffnungszeiten mehr folgen muss und dass mir egal sein darf, ob die Kasse abends stimmt. Aber ich werde die Gespräche mit den liebsten Kund:innen und mit allen Kolleg:innen sehr vermissen, den hervorragenden Kaffee aus der besten Siebträgermaschine der Welt. Am meisten werde ich aber das leise Flüstern aus den Regalen vermissen, das man nur ganz früh morgens oder sehr spät abends hören kann, wenn man absolut allein in einem wunderschönen Buchladen steht. 

Maria-Christina Piwowarski auf Instagram und ihrer neuen Website

Fragen: Charline Vorherr