Bücher als Lifestyle-Objekt

Warum das Romance-Genre derzeit so gefragt ist

1. Juni 2023
Nicola Bardola

TikTok erhöht die Taktzahl auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt – gerade bei Romance verlangt die junge Zielgruppe im Monatsrhythmus frischen Lesestoff. Wieso ist das Genre so gefragt? Erklärungsversuche aus Verlagen. 

Die Romance-Bereiche sind derzeit äußerst umsatzträchtig: In Nordenham bestückt Viktoria Struth bei Bücher von Bestenbostel ein Regal. 

Liebesgeschichten begeistern unter der Bezeichnung Romance immer mehr Leser:innen, der Begriff ist auf vielen Covern zu finden und ziert inzwischen zahlreiche Verlagsstände auf Buchmessen. Momentan profitiert der hohe Romance-Marktanteil von mehreren Trends, die durch die verschiedensten Tropes bestimmt werden. Das sind einerseits von TikTok getriebene Erfolge, andererseits hat sich beispielsweise Dark Academia als eine Facette des New-Adult-Genres herausgebildet. »Liebesromane gehören zu den ältesten Genres der Literaturgeschichte«, sagt Silberfisch-Lektorin Michelle Sattinger. »Der aktuelle Boom ist nur der Höhepunkt einer Entwicklung, die sich schon viele Jahre abzeichnete und schon einige Hochphasen hatte.« E. L. James habe die E-Reader-Lektüre von Romanen, die oft immer noch als »schmuddelig« angesehen wurden, salonfähig gemacht. »Als diese immer erfolgreicher wurden, konnten sie mit ästhetischen Covern auch in der Printform wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.«

Sehnsucht als Erfolgsfaktor

Der aktuelle Boom werde dadurch befeuert, dass es auch deutschen Autorinnen endlich leichter gemacht werde, auf dem deutschen Buchmarkt Fuß zu fassen, meint Sattinger. Deren persönliches Engagement für ihre Bücher über die sozialen Medien, auf Lesungen und in den Verlagen sei derzeit eine der wichtigsten Säulen des Erfolgs.

»Auch bei uns boomt das Thema Romance«, berichtet Jenny Selchow, PR-Managerin bei Oetinger, die im Moon-Notes-Programm mehrheitlich Romance-Titel hat. »Liebe ist für viele ein absolutes Sehnsuchtsthema. Es hat so viele Facetten, dass sich daraus unendlich viel Stoff für gute Geschichten ergibt, die erzählt werden wollen.« Ihre Kollegin Lilly Raible, Programmleiterin Jugendbuch, ergänzt: »Der ehrliche, glaubwürdige Umgang mit Liebe macht einen guten Romance-Titel aus. Dabei darf es aber nicht ins Banale und Kitschige abrutschen. Viele denken, dass es einfach ist, Romance zu schreiben – ist es aber nicht.« Ihr Spitzentitel im aktuellen Herbstprogramm ist erneut ein Romance-Buch: Ashley Herring Blakes »Delilah Green doesn’t care«.

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