Was bedeutet die Übernahme von Lehmanns durch Thalia für den Fachbuchmarkt?
Lehmanns hat über viele Jahrzehnte den medizinischen Fachbuchmarkt bedient und dafür neben dem Rechnungsgeschäft ein universitätsnahes Filialnetz mit vielen spezialisierten Fachbuchläden zusammengeführt. Das gab und gibt es vergleichbar auch für den Markt von vub im RWS. Ganz offensichtlich hat das Filial-Konzept aber immer weniger Zulauf von Kunden gefunden. Auch die Verlage finden den filialisierten Fachbuchhandel zwar nett, aber nicht wichtig genug, um die Marge entsprechend der Notwendigkeit zu verteilen.
Und welche Rolle spielen das Abo-Geschäft und die Bibliotheken im Konzentrationsprozess des Fachbuchhandels?
Der Aufwand für die Bearbeitung ist im letzten Jahrzehnt exponentiell gestiegen, während die von Fachverlagen zugeteilte Marge sich konstant verringert hat und die gedruckten Abos nun Online-Lizenzen sind, die ein Verlag gerne direkt verkauft. Der erste Treiber des Wandels im Fachbuchmarkt sind also die Marge und der Direktvertrieb im Online-Geschäft.
Bietet die Übernahme Größenvorteile, die die übrigen Marktteilnehmer unter Druck setzen könnten?
Bislang hat kein Fachbuchfilialist seine Größenvorteile durch eine maßgebliche Margenverbesserung als Wettbewerbsvorteil einsetzen können. Das könnte sich ändern, wenn Thalia eine straffe Integration von Lehmanns gelingt und Zwang zum Erteilen einer „auskömmlichen Marge“ ausgeübt wird. Vom Aufkauf durch Thalia geht vor allem Druck auf Fachverlage aus. Diese haben es nun mit einem anderen Gegenüber als zuvor zu tun, etwas das Verlage auch schon bei Amazon erlebt haben.
Welche Auswirkungen sehen Sie für Ihr Unternehmen?
Unsere Kunden schätzen an vub die Technikaffinität, die kollegialen Beziehungen in den Prozessen und den Vorsprung in der Digitalisierung, der sich in vub paperboy, Updatery und Smartprofile zeigt. Wir müssen uns vom Konzentrationsprozess und der Konsolidierung also nicht bedroht, sondern ermutigt fühlen. Dabei denken wir auch an unsere Kollegen, für die es attraktiv bleiben muss, in familiärem Klima an Entscheidungen beteiligt zu werden und die sich trotz der aktuellen Situation keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen müssen sollten.