Ein Thema, das derzeit viele bewegt: Wie kann ich die Nachfolge meiner Buchhandlung erfolgversprechend vorbereiten? LG Buch-Geschäftsführer Peter Stephanus zählte zunächst die Möglichkeiten auf, wo man nach einer Nachfolgerin suchen kann: im Kundenkreis, im Kollegenkreis, über die Verbundgruppe, im Team der Buchhandlung – "ein eingespieltes Team und ein fester Kundenkreis machen eine Übernahme attraktiver. Und: Mindestens 60.000 Euro muss als Ergebnis stehenbleiben im Jahr, um eine Vollzeitexistenz gewährleisten zu können."
Antonia Stock hat im November die Buchhandlung Libra in Oberursel von Helga Heinicke-Krabbe gekauft. Stock, die zuvor bei der Frankfurter Buchmesse gearbeitet hatte, war Kundin in der Buchhandlung, man kannte sich. Als sie in der Pandemie in Kurzarbeit gehen musste, meinte Heinicke-Krabbe zu ihr: "Wenn gar nichts mehr geht, kommste zu mir". "Und da", berichtete Stock, "hat es plötzlich bei mir im Kopf gearbeitet – dazu kommt die Verbundenheit mit dem Ort, ich bin dort aufgewachsen, bin dort verwurzelt, der Wunsch, ein Teil des örtlichen Lebens sein zu wollen." Auch bei Heinicke-Krabbe begann es zu arbeiten: "Da dachte ich: Das würde doch gut passen, vom Alter her, sie kommt aus dem Ort, ist gut vernetzt, das sind gute Voraussetzungen für Buchhandlungsinhaberin."
Heinicke-Krabbe, Jahrgang 1955, hatte 2001 die Buchhandlung aus einer Insolvenz des Vorgängers übernommen. Als sie vor vier Jahren erkrankte, überlegte sie: Was jetzt? "Dann kam die Pandemie, der Laden hatte einen anderen Charakter, ich funktionierte, es lief, ich arbeitete noch mehr, was ich ja gar nicht wollte." So kam Antonia Stock zuerst als Praktikantin, dann als Minijobberin, dann trat sie eine volle Stelle an – "dass ich schon vorher dabei war, hat den Weg geebnet", meinte Stock, die sich Unterstützung durch Freunde und die Beraterinnen Stephanie Lange und Gudula Buzmann geholt hatte.
Entscheidend für Peter Stephanus: Wie wurde die Übernahme im Team kommuniziert? "Aus dem Team wollte niemand mehr Arbeitsstunden machen, sie wussten aber, dass ich jemand brauchte, der mehr Aufgaben übernimmt", sagte Heinicke-Krabbe. Das Team und Stock kamen gut miteinander klar. "Irgendwann habe ich sie als meine rechte Hand bezeichnet und dem Team gesagt, sie wird mehr und mehr Aufgaben übernehmen. Und ich wollte unter keinen Umständen ein drittes Weihnachtsgeschäft unter Pandemiebedingungen machen, deswegen war der 16. November als Übergabedatum vorgesehen." Antonia Stock ist mit ihrer Entscheidung auf jeden Fall zufrieden: "Seit Februar haben wir als Team einiges angestoßen, wir waren beim Pilotprojekt Lesemotive dabei, es ist Bewegung drin …"
Weitere Themen der gemeinsamen Jahrestagung der IG Unabhängige Sortimente und der LG Buch waren lebenswerte Innenstädte und ein Werkstattbericht der New Adult-Autorin Maren Vivien Haase. Morgen geht es weiter mit einem Gespräch mit Schriftstellerin Caroline Wahl ("22 Bahnen"), White-Label-Shops im Vergleich, praktischen Tipps zur Inventur sowie mit TikTok und BookTok neue Zielgruppen ansprechen und Zusatzumsätze generieren.