IGUS-Tagung in Hamburg

Tacheles reden

14. Mai 2022
Redaktion Börsenblatt

Lebhafte Diskussionen, existenzielle Themen und alle 50 Teilnehmerplätze belegt: Auftakt der Jahrestagung der IG Unabhängiges Sortiment am 14. Mai, diesmal bei Gastgeber Oetinger.

Den unabhängigen Buchhändler:innen hatten Verlegerin Julia Bielenberg und Vertrieb- und Marketing-Geschäftsführer Thilo Schmid die Räumlichkeiten der Verlagsgruppe Oetinger im Hamburger Stadtteil Altona zur Verfügung gestellt und standen natürlich auch als Gesprächspartner zur Verfügung. Gut 30 Sortimenter:innen waren in die Max-Brauer-Allee 34 gekommen, darunter auch welche, die die bislang noch nicht auf einer IGUS-Veranstaltung waren, was den Sprecherkreis freute. "Was sich als roter Faden durch den heutigen Tag gezogen hat, war die Frage: Wie können wir den Dialog und das Miteinander zwischen Verlagen und Buchhandlungen weiter verbessern?", sagte IGUS-Sprecherin Iris Hunscheid am Abend. "Die auskömmliche Wirtschaftlichkeit beschäftigt uns alle, und es ist gut, dass wir uns alle sehr offen über Beispiele von Marktverstopfung, Ressourcenschonung Kostenexplosion im Energiesektor ausgetauscht und Tacheles geredet haben - nur so können wir unsere jeweilige Situation auch verständlich und nachvollziehbar machen."

Best-Practice-Beispiele

Ein großes Thema war die Novitätengetriebenheit vieler Verlagsprogramme, die von den Buchhändler:innen kritisiert wurde. Als Thilo Schmid mehr scherzhaft meinte, dass man dann vielleicht ja einfach mal eine reine Backlist-Vorschau machen könnte, kam das im Plenum erstaunlich gut an - "wer weiß, vielleicht ist hier ja ein Modell geboren worden ...", meinte Hunscheid. Kritisiert wurden auch die dritten Vertreterreisen, die die Buchhändler:innen als komplett unnötig betrachteten. Fehlen durften auf der Tagung nicht die Best-Practice-Tipps, so hatte zum Beispiel Christiane Hoffmeister vom Büchereck Niendorf Nord in Hamburg einen praktischen Leitfaden für digitale Veranstaltungen zusammengestellt, Daniel Hagemann von den Bücherstuben Hamburg Nord erklärte, digital zugeschaltet, nützliche Tools für den Buchhandelsalltag, oder Lutz Nagler von Buch Kempter in Ottobrunn informierte über persönliche Buchempfehlungen mit der Buchpicker-App.

Jede Menge Austausch und gute Stimmung

Zwischen den einzelnen Programmpunkten von Nachhaltigkeitsstrategien bis New Work hatten die Veranstalter aber bewusst große Zeitfenster für den persönlichen Austausch untereinander gelassen. "Man merkt deutlich, dass sich alle freuen, nach so langer Zeit nun wieder endlich live aufeinandertreffen zu können - das direkte Gespräch ist einfach durch nichts zu ersetzen", sagt Lothar Sand, der als Referent die Tagung von Seiten der Geschaftsstelle der Fachausschüsse des Börsenvereins organisierte. Trotz ernster Themen und angesprochener Probleme war die Stimmung bei den Buchhändler:innen aber von Optimismus geprägt - wozu auch die Grüttersche Anerkennungsprämie von Neustart Kultur in Höhe von 8.000 bis zu 25.000 Euro beigetragen hat, die die meisten der Anwesenden erhalten hatten. "Diese Wertschätzung der Politik für unser Engagement in Corona-Zeiten tut uns natürlich gut", fasst Iris Hunscheid zusammen.

Die Arbeit der Autoren

Einblicke bekamen die Buchhändler:innen aber auch in die Produktion: Veranstaltungs- und Projektmanager Lennart Schaefer (vielen noch als früherer Nachwuchssprecher des Börsenvereins bekannt) sprach mit Autor Silas Matthes, von dem im Frühjahr bei Dressler ein neuer Comic-Roman für Kinder ab 10 Jahren erschienen ist. Morgen wird Illustratorin Katrin Engelking im Werkstattgespräch Einblicke in ihre Arbeit geben.

Der morgige Tag wird in der Max-Brauer-Allee vor allem im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen, die unter verschiedenen Aspekten beleuchtet wird - bis hin zu nachhaltig gedachten digitalen Events, über die Roland Große Holtforth von Literaturtest referiert. Zudem wird auch der Nachhaltigkeit-Award der Verlagsgruppe Oetinger verliehen.