Lockdown im Weihnachtsgeschäft

"Stationärer Buchhandel und Autor*innen sind bedroht"

22. November 2021
Redaktion Börsenblatt

36 Prozent der jährlich verkauften Bücher in Österreich werden im Weihnachtsgeschäft abgesetzt: In einer gemeinsamen Erklärung weisen österreichische Autor*innen, Verlage und Buchhandlungen auf die außerordentliche Bedrohung für den Handel mit Büchern im aktuellen Lockdown hin.

Von diesen 36 Prozent werden 2/3 im stationären Buchhandel und 1/3 Online abgesetzt. Besonders dramatisch ist die Situation für die österreichischen Autor*innen bei heimischen Verlagen, denn von den jährlich 9.000 Novitäten werden 80 Prozent im stationären Buchhandel abgesetzt. Bereits im ersten Lockdown-Jahr 2020 hatte der stationäre österreichische Buchhandel ein Minus von 12 Prozent zu verkraften. Auch im laufenden Jahr (Vergleich Januar bis Oktober 2020 vs. 2021) gibt es bereits ein zusätzliches Minus von 3% Prozent.

"Eine Schließung des stationären Buchhandels bedroht die österreichischen Autor*innen, die österreichischen Verlage und natürlich den Buchhandel selbst in ihren Grundfesten. 4.000 Beschäftigte weist der österreichische Buchhandel auf, noch einmal 2.000 Mitarbeiter haben die heimischen Verlage", betonen die IG Autorinnen Autoren und der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Sie appellieren daher dringend, in der jetzigen Situation die zahlreichen Bezugsmöglichkeiten von Büchern im stationären Handel zu nutzen, von Web-Shops, Telefonbestellungen, Buchklappen bis hin zu persönlichen Zustellungen durch die Buchhandlungen. Nicht selten, das hätten die Auszeichnungen der vergangenen beiden Jahre von Buchhandlungen mit dem Österreichischen Buchhandlungspreis gezeigt, lieferten Buchhändler*innen selbst mit dem Rad Bücher an ihre Kundinnen und Kunden aus.

"Die österreichischen Verlage brauchen den österreichischen Buchhandel und sind eng mit ihm verbunden. Ohne die Beratung und die Leistung der österreichischen Buchhändler*innen würden viele heimische Verlagsproduktionen auf der Strecke bleiben", erklärte Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels. "Die Kund*innen vertrauen den Mitarbeiter*innen im österreichischen Buchhandel, das sichert die Existenz der Autor*innen und Verlage. Eine Schließung des stationären Buchhandels in dieser so wichtigen Verkaufsphase vor Weihnachten ist eine große Gefährdung für alle österreichischen Autor*innen und Mitarbeiter*innen im Verlagswesen und Buchhandel."

"Die Einkommensverluste bei Autorinnen und Autoren durch den Entfall von Veranstaltungen sind das eine, das andere ist, dass dadurch auch wesentliche Kaufimpulse für ihre Bücher ausfallen", resümiert Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren. "Werden die Neuerscheinungen jetzt nicht verkauft, kann das im Frühjahr nicht mehr nachgeholt werden. Die österreichischen Autorinnen und Autoren leben von der Intensivbetreuung durch den Einzelbuchhandel. Sie können auf ihn nicht verzichten."

Beide Verbände weisen darauf hin, dass die gesamte Branche vom Weihnachtsgeschäft abhänge, vor allem die Existenz des Einzelbuchhandels. Auch die Autor*innen und Verlage seien mangels Veranstaltungen mehr denn je vom weiteren reibungslosen Funktionieren des Buchhandels abhängig. Die Buchpreisbindung gewährleiste keine billigeren Bücher bei internationalen Online-Anbietern. Und: "Nahezu alle österreichischen Buchhändler haben funktionierende Online-Shops und leisten rasche Lieferung an die Besteller."