Corona-Maßnahmen

Sachsen geht in den Lockdown

8. Dezember 2020
von Börsenblatt

Die Landesregierung in Sachsen hat angekündigt, die Corona-Maßnahmen verschärfen zu wollen: Ab Montag sollen Läden, Schulen und Kitas schließen – bis in den Januar.

Die 7-Tagesinzidenz lag in Sachsen nach Angaben des Robert Koch-Institutes zuletzt bei 319 Fälle auf 100.000 Einwohner. Vergleich: bundesweit waren es 147. Gleich mehrere Landkreise sollen die kritische Marke von 500 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gerissen haben – das macht Sachsen zu einem Hotspot der Corona-Pandemie. 

Schulen, Kitas und viele Geschäfte sollen demnach von Montag an schließen. Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht darin die einzige Möglichkeit, das Infektionsgeschehen zu stoppen, wie NDR Info zuerst berichtete. Der CDU-Politiker sagte nach einer Kabinettsitzung, die Menschen nähmen die Situation bei Weitem nicht so ernst wie im Frühjahr, dabei sei sie dramatischer. Deshalb müsse die Politik jetzt reagieren.

  • Die Maßnahmen in Sachsen sollen am Freitag beschlossen werden.
  • Sie sollen bis zum 10. Januar gelten.
  • Hilfen über die geplante Dezemberhilfen für den Einzelhandel hinaus wurden hingegen noch nicht in Aussicht gestellt. 

Heike Haupt, LV SasaThü: "Das große Vertrauen in den Buchhandel darf jetzt nicht verspielt werden"

Bis Montag dürfte der Buchhandel in Sachsen alle Hände voll zu tun haben, die Kundenströme in den Läden zu bewältigen: „Viele sind schon losgerannt, um ihre Weihnachtseinkäufe noch rasch zu erledigen“, weiß Heike Haupt, Geschäftsführerin des Landesverbands Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Jede Minute Öffnungszeit ist jetzt wertvoll“, sagt sie. Ob zumindest Abholstationen erlaubt sein werden oder es gar eine Ausnahmeregelung für den Buchhandel geben wird, wie im März für Berlin und Berlin und Sachsen-Anhalt, versucht Haupt gerade bei der Politik und den zuständigen Behörden herauszufinden. Auch über finanzielle Hilfen für die zu erwartenden Umsatzausfälle der Buchhändler ist noch nichts bekannt. „Es ist wichtig, dass das große Vertrauen der Kunden in ihre Buchhandlung, jetzt im zweiten Lockdown nicht verspielt wird“, so Haupt.

Konstantin Kowark, Bücherwurm, Leipzig: "Wir werden alle Kanäle nutzen"

Wird das Abholgeschäft an der Ladentür im Lockdown weiter möglich sein? Das ist die entscheidende Frage für Konstantin Kowark, Inhaber des Bücherwurms in Leipzig. Falls das der Fall sein wird, sieht sich Kowark gerüstet, u.a. mit einem WLAN-fähigen EC-Gerät zum Kassieren vorm Laden. "Wir sind nicht entspannt, aber vorbereitet", sagt Kowark. Der Bücherwurm soll auch im Lockdown zu den normalen Öffnungszeiten besetzt sein:. "Wir werden alle Kanäle nutzen, und bis zum letzten Tag ausliefern." Zunächst gelte es aber, die Tage bis Montag gut zu nutzen: "Die letzten Tage liefen schon gut, aber heute ist es der Wahnsinn", so Kowark.   

Petra Weigel, Glückauf Buchhandlung Freiberg: "Hoffentlich bleiben uns die Kunden auch weiterhin treu"

Noch heißt es Abwarten: "Wir wissen noch nichts Konkretes, ich habe heute Morgen aus der Zeitung erfahren, dass ein Lockdown droht", so Petra Weigel von der Freiberger Glückauf Buchhandlung. Sie könne nur so viel sagen: "Es ist katastrophal für uns – eine Schließung ausgerechnet im stärksten Monat des Jahres. Jetzt hoffen wir, dass die nächsten Tage stark werden und uns die Kunden auch weiterhin treu bleiben."

Buchhandlung am Brühl, Chemnitz: "Wir müssen abwarten"

Die Buchhandlung am Brühl in Chemnitz hat einen GLS Paketshop im Laden - es könnte also sein, dass der Laden geöffnet bleiben darf. Beim Lockdown im Frühjahr hat Inhaber Günther Ebert zu spät erfahren, dass er eigentlich nicht hätte schließen müssen. Das soll ihm nicht wieder passieren. "Die Anfrage bei GLS läuft, wir müssen abwarten", sagt er. So oder so bleibt er zuversichtlich: "Wir verzeichnen eigentlich schon seit April eine höhere Frequenz im Laden, wenn das so weitergeht, kommen wir durch."

Auch Bayern plant Verschärfungen des Lockdown

Laut „Spiegel“ plant Bayern auch Verschärfungen der Corona-Maßnahmen – allerdings erst nach Weihnachten. Landeschef Söder kündigte Hilfen für den Handel an. Bayern will dazu Druck in der Ministerpräsidentenkonferenz machen. Nicht nur in Bayern sollen demnach die Geschäfte vom 24. Dezember bis zum 10. Januar geschlossen werden. Der Politiker stellte für den Fall entsprechender Schließungen „begleitende Maßnahmen“ und „Unterstützung für den Handel“ in Aussicht. Zuvor hatte Thüringen schon bekannt gegeben, die Corona-Maßnahmen über Weihnachten und Silvester nicht lockern zu wollen; Hessens Landeschef Volker Bouffier (CDU) hatte die Möglichkeit eines Lockdowns nach Weihnachten ebenfalls öffentlich erwogen.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat dazu geraten, "die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“.

Börsenblatt recherchiert. Dieser Artikel wird fortlaufend erweitert.