Rolf Nüthen, so hatte man stets das Gefühl, kannte jeden. Und wusste seine Kontakte zu nutzen, holte Meinungen ein, hörte zu, nahm selbst seismosgrafisch kleinste Befindlichkeiten seiner Gesprächspartner wahr und zog daraus Schlüsse. Er hatte ein unglaubliches Talent, Menschen zusammenzubringen, bei schwierigen Entscheidungen erst zu sondieren, um dann alle an einen Tisch zu holen. Fast immer fand er dabei einen Konsens; falls einmal nicht, ärgerte ihn das und spornte ihn an, weiterzumachen. Immer das Ziel vor Augen, bewies er Geduld und einen langen Atem – aufgeben war seine Sache nicht. Rolf Nüthen war eine graue Eminenz im besten Sinne, der sehr genau wusste, wo er ziehen, wo er schieben, wo er stoppen musste. Lieber schob er andere ins Rampenlicht, als dass er selbst gern auf der Bühne stand; wurde er gelobt, tat er das meist mit einem "Ach komm ... da haben ganz viele ihren Anteil daran, ich allein hätte das ja nicht so hingekriegt" ab. Aber es freute ihn doch, nur eben still.