Jahrestagung BücherFrauen

Raum für Frauen schaffen, nutzen und ausbauen!

9. November 2021
Sabine van Endert

Die Beraterin und Bücherfrau Christiane Goebel hat als Teil des Orgateams die Jahrestagung der BücherFrauen ehrenamtlich mitorganisiert, die am Wochenende unter dem großen Thema Sichtbarkeit über die digitale Bühne gegangen ist. Was die BücherFrauen für sie so besonders macht, ihre persönlichen Highlights und neue Ideen für die Zusammenarbeit von unabhängigen Verlagen und Buchhandlungen.

Wie war die Resonanz, wie viele BücherFrauen waren in diesem Jahr dabei? 
Wir hatten 120 Anmeldungen und sowohl am Samstag als auch bei der Mitgliedervollversammlung am Sonntag durchgehend eine sehr hohe Beteiligung von mindestens 80 - 100 Personen. Die Resonanz auf die Organisation, Themenauswahl und Strukturierung war ausgesprochen gut.

Vorträge von Zoë Beck und Lesung, Gespräch mit Dr. Emilia Roig, Workshops zu den Themen Beyond #frauenzählen, Bibliodiversität, Verlagsgründung, Sichtbarkeit für Selbstständige oder Vernetzung: Das Programm war dicht, was war Ihr Highlight? 
Ehrlich gesagt – das Highlight für mich ist das BücherFrauen-Netzwerk selbst. Dass wir eine solche Tagung von der Technik bis zum erstklassigen Programm aus eigener Kraft und mit unseren eigenen Ressourcen auf die Beine gestellt haben, das ist großartig. Das Netzwerk deckt alle Sparten der Buchbranche ab und agiert in hohem Maße transparent und basisdemokratisch. Wir hatten durchweg hochkarätige Referentinnen.

Zum Auftakt der Tagung wurde diesmal die „Christine“, der erste BücherFrauen-Literaturpreis, hybrid im Berliner Literaturhaus und im Stream an Mely Kiyak verliehen. Welche Rolle spielt die Auszeichnung für das Netzwerk beim Thema Sichtbarkeit? 
Der Preis ist ein Meilenstein und wirkt in beide Richtungen – wir lenken den Fokus auf Literatur von Frauen und stärken den literarischen Diskurs im Netzwerk. Der Auftakt jedenfalls war schon mal grandios.

Zwei Autorinnen standen im Fokus der Tagung, Zoë Beck, die mit CulturBooks auch verlegerisch tätig ist, und Dr. Emilia Roig, Politologin, Sachbuchautorin und Aktivistin mit den Themenschwerpunkten Intersektionalität und Antidiskriminierung. Welches waren ihre Thesen und wie verliefen die Diskussionslinien?
Zoë Becks Thema war Sexismus in der Buchbranche - ja, den gibt es auch hier und betrifft nicht nur die bekannte Tatsache, dass sie in Medien, Podien etc. weniger präsent als Männer sind. Sexismus hat mit Sichtbarkeit viel zu tun und heißt auch, dass Frauen sich Räume schaffen, sie nutzen und sie ausbauen, so die These von Zoë Beck. Über intersektionale Diskriminierung, also Mehrfachdiskriminierungen las Emilia Roig aus ihrem Buch „Why wie matter - Das Ende der Unterdrückung“. Besonders ihre Ausführungen zu Empathie und Privilegien und Rollenbildern in Kinderbüchern trafen auf großes Interesse. Im Netzwerk wurde auch diskutiert, wie divers die Bücherfrauen selbst aufgestellt sind.

Gab es auch konkrete Vorhaben? Was haben sich die BücherFrauen für die nächsten Jahre auf die Agenda geschrieben? 
Mit dem neuen Literaturpreis hat schon eine neue Phase begonnen – die BücherFrauen werden sich verstärkt für Literatur von Frauen einsetzen und hier für Sichtbarkeit sorgen. Für neue Handlungsansätze hat auch die Diskussionsrunde „Kollaboration jetzt!“  mit Rita Fürstenau vom Rotopol Verlag, Nina Wehner aus der Buchhandlung Buchkönigin Berlin und Annette Michael vom Orlanda Verlag gesorgt, die von Zoë Beck moderiert wurde. Die Frage ist: Wie können Unabhängige besser zusammenarbeiten? Ein zentrales Thema für die Zukunft des Buchhandels.  Die einzig begehbaren Räume für unabhängige Verlage seien nun mal unabhängige Buchhandlungen, so Zoë Beck. Die Literaturlandschaft sollte so divers wie möglich sein, damit sich alle Menschen aufgehoben fühlen, meinte dazu Rita Fürstenau. Jetzt werden wir konkrete Projekte in Angriff nehmen! 

Die Jahrestagung 2021 war für die BücherFrauen schon die zweite Jahrestagung vor den Bildschirmen.  Passt das für alle?  
Sicher freuen wir uns auf ein Wiedersehen, aber auch digital funktioniert das Netzwerken ganz prima. Es gab während und rund um die Tagung viele digitale Räume zum persönlichen Austausch – inklusive DJ Freshfluke aka Fluky: 3,5 Stunden lang wurde aufgelegt und für Discofeeling in den Wohnzimmern gesorgt.