Schöll belebt Traditionscafé

Groß denken

13. Oktober 2021
Sabine van Endert

Die Aegis Buchhandlung in Ulm belebt ein Traditionscafé mit 350 Plätzen neu. Rasmus Schöll über seine Ziele und ein Konzept, das Buch und Kunst verbindet. 

Sie haben das Café im Kornkeller übernommen, das "Café Wichtig", wie die Ulmer es nennen. 350 Plätze sind selbst für Gastronomen kein Pappenstiel. Wie soll das laufen?

Im Team. Ich bin nicht allein. Mit dabei sind meine Söflinger Teilhaberin Franziska Pentz und der Schreiner und Gastronom Mathieu Wrack. Für den Gastronomiebetrieb gründen wir drei gerade eine OHG. 

Begegnungsort für Buchmenschen Aegis Buchhandlung bekommt Café

Gelegenheit oder Strategie – was hat Sie zum Einstieg in die Gastronomie bewogen?

In den Corona-Monaten habe ich über die Frage nachgedacht: Wie kann der unabhängige Buchhandel angesichts der Verödung der Innenstädte und der fortschreitenden Digitalisierung überleben? Die Antwort ist: Wir werden selbst zum Magneten mit einem Konzept, das uns von den unausweichlichen Entwicklungen unabhängig macht. 

Und die Finanzierung?

Läuft über die Bank. Unser Konzept eines Ortes der Kultur, Literatur und des Genusses hat überzeugt. Vermieter des Cafés ist die Pro Arte Kunststiftung, mit der wir auch kooperieren. Wir zahlen schon eine angemessene Miete, aber das Geld macht keinen Immobilienbesitzer reich, sondern fließt in die Kunst. 

Für wie viel Geld war Ihr Businessplan bei der Bank gut?

Bei der Renovierung und Einrichtung von Café und Garten handelt es sich um eine große finanzielle Investition. Konkrete Zahlen möchte ich nicht nennen. 

Wiener Kaffeehaus oder Berlin-Mitte-Chic? Wohin soll die Reise gehen?

Wir befinden uns in einem Renaissancebau, außerdem spielen das Bauhaus und die Hochschule für Gestaltung in Ulm eine bedeutende Rolle. Das wollen wir im Gestaltungskonzept berücksichtigen. Da Matthieu Wrack gelernter Schreiner ist und selbst Möbel entwirft, hoffen wir, vieles in Eigenregie angehen zu können. Die Regie wird die Designerin Petra Schmitt führen. 

Mit Dennis Blunck haben Sie auch schon einen kreativen Koch angeheuert. Wie sieht das gastronomische Konzept aus?

Das Stichwort heißt französische Bistroküche, es gibt Frühstück, einen Mittagstisch und unkomplizierte Gerichte am Abend, mindestens bis 22 Uhr, am Wochenende länger. 

Wie kommen nun die Buchhandlung und die Kunststiftung ins Spiel?

Die Aegis Buchhandlung und die Galerie sind im ersten Stock mit einem Durchgang verbunden, von der Galerie aus führt eine Treppe hinunter ins Café. Wir hoffen auf ein fluides Strömen zwischen der Buchhandlung, dem Restaurantbetrieb und der Pro Arte Galerie. Es wird Bücherwände im Café geben, es gibt Lesungen, Ausstellungen und Konzerte im Restaurant, im Garten, in der Stiftung und in der Buchhandlung. Das Ganze bildet eine kulturelle Einheit.