Die Sonntagsfrage

Premiere! Wie ist der Silent Book Club gelaufen, Robert Eberhardt?

11. August 2024
Redaktion Börsenblatt

Am vergangenen Dienstag fand in der Buchhandlung Felix Jud in Hamburg der erste Silent Book Club statt – zwei Stunden lang wurde in stiller Gesellschaft mit anderen Lesenden die eigene Lektüre genossen. Kein Vorlesen, keine Buchempfehlung, kein Austausch über das Gelesene. Warum kommt man dafür in die Buchhandlung? Wie war die Resonanz? Haben Handys geklingelt und wurde wirklich nicht geredet? Antworten von Robert Eberhardt, Inhaber der Buchhandlung Felix Jud.  

Robert Eberhardt

Robert Eberhardt, Inhaber der Buchhandlung Felix Jud in Hamburg

Wie war die Resonanz auf das erste Treffen des Silent Book Club?

Wir wollten während der Hamburger Sommerferien eigentlich keine Veranstaltung durchführen, aber schon nach einigen Tagen ohne Lesung oder Abendveranstaltung hatten wir Entzugserscheinungen… Und so haben wir kurzfristig entschieden, dass wir auch in einer Hamburger Buchhandlung einen Silent Bookclub anbieten wollen, wo doch mehr und mehr über solche Formate international berichtet wird. Stephanie Krawehl wird diesen Bookclub in unserer Filiale an der Außenalster immer am ersten Dienstag im Monat betreuen. Da wir für den Bookclub nur einige Tage online werben konnten, sind wir mit zehn Leserinnen und Lesern sehr zufrieden. 

Haben die Lesenden ihre eigenen Bücher mitgebracht oder haben sie sich in der Buchhandlung bedient?

Alle hatten ein Buch dabei, das sie teilweise vor kurzem bei Felix Jud gekauft haben. Diesem Buch haben sie sich dann gewidmet. Es wurde zwar auch gestöbert und ein Buch gekauft, aber gelesen wurde das, was man schon vorher geplant hatte. 

Was ist Ihre Motivation für den Silent Book Club?

Wir veranstalten im Jahr mehr als 50 Lesungen, Gespräche und Buchpräsentationen. Diese laufen doch immer recht strikt nach einem Schema ab und es wird viel gesprochen und viel gesagt, was in einer Buchhandlung ja auch normal ist. Andererseits ist das Lesen einfach eine stille und intime Kulturtechnik - und sie muss nicht alleine stattfinden. In Zeiten des Single-Lebens und der Vereinzelung finden wir einfach die Idee, zusammenzusitzen und zu lesen wunderschön. 

Kein Austausch über die Lektüre? Wurde tatsächlich nicht gesprochen? Was ist mit den Handys passiert?

Wir haben nur kurz begrüßt und die Gruppe fand es gut, dass am Anfang jeder kurz sagte, was er liest. Dann war aber zwei Stunden Ruhe und fast alle haben diese zwei Stunden auch durchgehalten. Das Handy blieb bei allen in der Tasche. Es gab auch an unserer Coffee Bar die Gelegenheit, das Handy abzugeben, Stichwort „drop your Smartphone“. Als Sklave des eigenen iPhones habe ich diese Gelegenheit genutzt, bis mir einfiel, dass ich ja Fotos und Filme für Instagram machen wollte und deshalb das üble Gerät dann direkt schon wieder in der Hand halten musste. 

Gibt es Vorbilder für Ihren Silent Book Club?

Wir haben uns nicht intensiv damit beschäftigt, aber von Silent Book Clubs in internationalen Großstädten gelesen. Wir haben deren Konzepte aber nicht weiter verfolgt, sondern einfach den beschriebenen Durchgang gemacht. 
 

Was sollte beim nächsten Mal anders laufen?

Da die Premiere vom Silent Book Club sehr stimmig war, werden wir wenig am Konzept ändern und uns in vier Wochen wieder zusammenfinden, um einfach in Stille miteinander Bücher zu lesen. Zum einen hilft es der Konzentration, weil man die andern nicht stören möchte, und andererseits ist es auch spannend, die anderen Menschen um sich zu haben, denn es sind ja Gleichgesinnte. Man kennt die anderen Lesenden nicht persönlich, macht sich aber schon Gedanken: Wer sitzt hier neben mir und liest so ein tolles Buch? Wer ist dieser Mensch, der gerade auch kein Netflix schaut oder im Gym ist, sondern mit mir hier seinen Abend beim Lesen verbringt? Da muss doch Freundschaftspotential drin stecken. Wer sich interessant findet und doch über Bücher sprechen will, kann das nach den zwei Stunden dann natürlich auch noch im Geschäft machen. Oder bei einem Date? Besonders schön fanden wir, dass alle Generation vertreten waren und eine Seniorin den Silent Book Club nutzte, um die Felix Jud-.Filiale kennenzulernen.