Parchim liest – zuhause
Auch wenn "Parchim liest" nun nicht stattfinden kann: Tina Lohrenz von "Der Buchladen - rein(ge)lesen" holt die Parchimer mit einer bestechend einfachen Idee ins gemeinsame Leseboot.
Auch wenn "Parchim liest" nun nicht stattfinden kann: Tina Lohrenz von "Der Buchladen - rein(ge)lesen" holt die Parchimer mit einer bestechend einfachen Idee ins gemeinsame Leseboot.
Normalerweise ist der November der Monat, in dem die mecklenburgische Kreisstadt Parchim das Lesen in den Mittelpunkt stellt: Die Stadt, der Fritz-Reuter-Klub, die Buchhandlungen und andere stellen für die knapp 18.000 Einwohner ein Programm auf die Beine, von musikalisch-literarischen Veranstaltungen über Lesungen bis zu Theaterstücken. Seit 15 Jahren gibt es so den ganzen Monat Literatur in den Buchhandlungen, der Bibliothek, der Stadthalle, im Club am Südring und im Papillon. Auch Tilo Tambach von "Der Buchladen - rein(ge)lesen" organisiert mit.
"Eigentlich könnten doch auch die Parchimer selbst mal im Vordergrund stehen – welche Lieblingsbücher haben sie?", hatte sich Tambachs Auszubildende Tina Lohrenz überlegt. Sie fragte über über Instagram, Facebook und im Laden die Kunden nach ihren Lieblingstiteln, bat um ein Foto und eine kurze Begründung, warum ihnen dieses Buch so gut gefällt. Die Rückmeldungen waren ebenso positiv wie interessant: "Gefühlt bin ich in die Bücherregale unserer Kunden eingetaucht." Lohrenz führte zu Hause die Favoritenliste, im Nu hatten 33 Kunden mitgemacht: "Das reicht nun dicke für den ganzen Monat." Denn seit 1. November teilt die angehende Buchhändlerin jeden Tag die Lesetipps; die Stories werden je 24 Stunden lang auf Instagram sichtbar gemacht, am Wochenende fasst sie sie noch einmal zusammen.
Im Schaufenster steht die Favoritenliste der Parchimer als großes Plakat; die Bücher hat Tina Lohrenz alle besorgt, in ein Aktionsregal gestellt und sie ein zweites Mal unter die anderen Bestände im Laden gemischt. Und, dank dieser sichtbaren Aufmerksamkeit: "Kunden entdecken so altbekannte Titel neu, greifen zu, kaufen auch."
Auch wenn Lohrenz‘ Idee unabhängig von und schon vor der Pandemie entstanden ist und flankierend zu "Parchim liest!" gedacht war: Seit dem Verbot von Veranstaltungen vergangene Woche wirkt "Parchim liest - zuhause" so, als wäre es punktgenau die clevere Antwort auf die gegenwärtige Situation. Nicht resignieren, sondern neu denken und anders machen. Denn diesen Montag hätte Stefan Kreibohm aus "Kreibohms Welt" in der Parchimer Stadthalle gelesen, andere wie Matthias Platzeck wären auch gekommen - alles verschoben. Aber vermutlich machen sich jetzt noch mehr Parchimer Gedanken über ihren Lieblingslesestoff oder lassen sich bis 30. November von der Favoritenliste inspirieren.