Osiander-Chef Riethmüller: Stadtentwicklung und Umsatz hängen zusammen
Christian Riethmüller, Geschäftsführer der Buchhandelskette Osiander, fordert bessere Rahmenbedingungen für Handel und Innenstädte – wie in Tübingen.
Christian Riethmüller, Geschäftsführer der Buchhandelskette Osiander, fordert bessere Rahmenbedingungen für Handel und Innenstädte – wie in Tübingen.
Die Buchhandelskette Osiander geht durch eine schwere Zeit, wie Geschäftsführer Christian Riethmüller der Neuen Württembergischen Zeitung sagte. 14 Filialen hätten geschlossen werden müssen. Doch nun stehe die Tübinger Buchhandelskette Osiander mit insgesamt 61 Filialen in Süddeutschland gut da.
Im Interview sprach Riethmüller unter anderem über den Zusammenhang zwischen Stadtentwicklung und Umsatz. „In Tübingen beispielsweise läuft es gut, da wurde seit Jahren eine vernünftige Stadtpolitik betrieben“, so der Geschäftsführer. In Reutlingen hingegen gehe es seit Jahren bergab, weil die Verantwortlichen in den vergangenen zehn bis 15 Jahren keine gute Stadtentwicklungspolitik betrieben hätten. Das mache sich bei den Umsätzen und Frequenzen deutlich bemerkbar. Früher habe man gesagt, Tübingen sei die Stadt des Geistes und Reutlingen die Stadt des Geldes. Jetzt seien die Frequenzen und Umsätze in Reutlingen seit Jahren rückläufig.
Die Politik, so Riethmüller, müsse daher die Rahmenbedingungen für den Handel und die Innenstädte verbessern, sonst würden immer mehr verschwinden.
Ich stimme Ihrer Ansicht zu!
Ulrike Schmidt, Buchhandlung Schmidt, Schwäbisch Gmünd
Dass die Innenstädte eine schwierige Zukunft vor sich haben haben wir im Verband seit vielen Jahren diskutiert. Es war erkennbar, dass die Innenstadt als Shoppingzentrum ein Modell aus Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder und Demokratisierung des öffentlichen Raums war. Aber diese Entwicklung hat Grenzen.
Die Neuerfindung der Innenstädte, der Agora, ist eine politische Aufgabe. Um diese hat sich die Politik und haben sich die Bürger zu wenig gekümmert. Darauf hinzuweisen halte ich für richtig.
Das enthebt uns aber nicht der Verantwortung als Bürger und Unternehmer uns selbst in diesen Prozess der Anpassung der Makroebene einzubringen. Dann wird uns die Anpassung auf der Mikroebene auch leichter gelingen.
die selbständigen Einzelhändler passen sich der jeweiligen Situation vor Ort an. Manche schließen als letzte Konsequenz. Dauerbaustellen vor den Ladengeschäften, Dauerbaustellen auf den Zufahrtsstraßen, immer schlechter werdende Aufenthaltsqualität in den Städten durch Verödung ganzer Straßenzüge, immer höhere Parkgebühren für Auswärtige oder Touristen… alles Beispiele aus einer einzigen Großstadt im Süd-Westen. Diese externen Faktoren kann man -aus meiner Sicht- nicht alle mit Kreativität und Einsatz neutralisieren. Wenn ich mir die Entwicklung vor allem seit den Pandemie-Maßnahmen in vielen Städten anschaue, fällt einem ein immer größer werdender Leerstand auf. Ich denke schon, dass die Städte und Gemeinden gewisse Rahmenbedingungen gewähren müssen, um die Innenstädte als Einkaufswelt zu erhalten. Ansonsten wird sich die Verödung so weit fortsetzen, bis man über völlig andere Innenstädte diskutieren wird. Das würde und wird erhebliche Auswirkungen auf die Steuereinnahmen der Kommunen haben - ein Punkt, der irgendwie immer unter den Tisch fällt…
Ihren Kommentar halte ich doch für gar zu lapidar! Wenn es so einfach wäre!. . . Viele Strukturprobleme können nicht ohne eine stringente Strategie angegangen werden. Und das können die einzelnen Akteure vor Ort in der Regel gar nicht leisten.
Ich habe ja das Glück, in Hanau meinen Laden zu betreiben, in einer Stadt, in der die Verantwortlichen auf kommunaler Ebene schon vor langem erkannt haben, dass ein Gestalten durch die Kommune gefordert ist. Dazu habe ich im Januar hier einen Beitrag geschrieben: https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/hanaus-ideenwerkstatt-271157?ss360SearchTerm=hanau
Was die Stadt hier entwickelt hat, können Sie auch auf der Seite https://hanauaufladen.jetzt/ sehen. Das Ergebnis sind viele neue kreative Geschäfte, die in den letzten Jahren eröffnet haben, Umsatzimpulse durch vielfältige Aktionen und Märkte sowie eine hervorragende Vernetzung der Händler:innen und Gastronom:innen.