Multitalent zwischen Kasse und Computer
Es gibt unglaublich tolle Buchläden – der Deutsche Buchhandlungspreis holt sie auf die Bühne. Fünf davon stellen wir in lockerer Reihenfolge vor. Heute: Die Buchhandlung am Schloss in Schleusingen.
Es gibt unglaublich tolle Buchläden – der Deutsche Buchhandlungspreis holt sie auf die Bühne. Fünf davon stellen wir in lockerer Reihenfolge vor. Heute: Die Buchhandlung am Schloss in Schleusingen.
»Wir leben hier in einem ländlichen Raum, in dem kulturell nicht viel passiert – wenn man nicht selbst anpackt«, weiß Mario Foerster, Inhaber der Buchhandlung am Schloss in Schleusingen, einer Kleinstadt in Thüringen. Seit Jahren ist er in der lokalen Theaterszene aktiv, seine Erfahrungen und Kontakte rund um diverse Kulturprojekte nutzt er auf vielen Ebenen. Die Kulturfreunde, eine locker organisierte Gruppe kulturinteressierter Stammkunden, hilft bei Veranstaltungen in der Buchhandlung, etwa bei selbst gestalteten musikalischen und szenischen Lesungen.
Im Corona-Jahr sind Präsenztermine schwierig, aber Foerster hat eine andere Lösung gefunden: Die Reihe »Schleusinger lesen für Schleusinger« wird als Videoformat in den Adventskalender auf der Website der Buchhandlung integriert. Videos schneiden, CDs mit Weihnachtsgeschichten fürs Presswerk vorbereiten, Booklets gestalten, Non-Books wie Postkarten und Magnete mit Schleusinger Motiven entwickeln – Foerster profitiert von seinen vielfältigen Berufserfahrungen. Denn der Quereinsteiger, der jahrzehntelang eine Druckerei betrieb, kam erst mit 57 Jahren zum Buchhandel: »Die frühere Inhaberin Annette Rockenstein wollte wegziehen, der Buchhandlung drohte die Schließung – da habe ich das Geschäft gekauft. Schleusingen muss eine Buchhandlung haben!«
Foersters Einstieg in die Branche war nicht so einfach wie gedacht, die Zeit für die Übergabe knapp. Doch inzwischen hat er Fuß gefasst – auch mit Ideen, die es der Kundschaft leicht machen: Neben dem Onlineshop (über genialokal) nimmt er Bestellungen und Schulbuchlisten auch via Whatsapp auf dem »Bücherhandy« an. Gelegentlich kommt eine Aushilfe, in der Regel aber wuppt Foerster das Geschäft allein. Dennoch: »Ich bin zufrieden!«
Im ländlichen Raum passiert kulturell wenig, wenn man nicht selbst anpackt.
Mario Foerster, Buchhandlung am Schloss
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