"Heute Morgen brachte eine Kundin, die unbedingt gleich vor Ort sein wollte, einen Blumenstrauß mit", sagt Selinde Böhm: Der erste Herzensmoment an einem besonderen Tag. Auch jetzt am Nachmittag sind Kund*innen hier, die sie kennt und mit Namen begrüßt – und man kann es sehen: Sie genießen es, wieder bei Müller & Böhm stöbern, blättern, lesen zu können. Mancher gratuliert auch zur Wiedereröffnung.
Die Freude ist groß, aber nicht ungetrübt. Gerade das, was Selinde Böhm und Rudolf Müller sich über 30 Jahre aufgebaut haben, macht das Geschäft in Pandemiezeiten schwierig. Denn man geht hier an langen Regalen und an Büchertischen mit erlesenen literarischen und philosophischen Werken vorbei – und lässt sich von den Buchhändlern im persönlichen Gespräch anregen. "Gerade Taschenbücher und besondere Titel, die in den Feuilletons kaum Beachtung finden, die mir aber am Herzen liegen, können wir so verkaufen", erklärt Rudolf Müller. Das allerdings erschwert das Virus auch noch nach der Wiederöffnung – weil viele Kund*innen weiter weg wohnen.
Zwar ist jetzt wieder Düsseldorfer Kundschaft im Laden, und sicherlich werden die vielen Fans aus der Umgebung bis weit ins Ruhrgebiet hinein auch weiterhin Lesestoff bestellen und liefern lassen. Aber die Anregungen aus dem persönlichen Gespräch fehlen, und so kaufen sie deutlich weniger als sonst – und sie werden sich auch nicht auf den weiten Weg machen, solange man in Düsseldorf nicht einmal einen Kaffee trinken kann. Schon am Rand der Altstadt wird man von entsprechenden Schildern begrüßt: "Verweilverbotszone". Eine Maßnahme gegen den großen Besucherandrang am Wochenende bei schönem Wetter.