Stellungnahme

Linguisten gegen „Genderverbot“: „Diskursbrandmauern verteidigen“

27. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Jury „Unwort des Jahres“ und die Arbeitsgemeinschaft „Sprache in der Politik e.V.“ warnen vor Sprachverboten und „dunklen Zeiten“.

Anlässlich der aktuellen Debatte um ein sogenanntes „Genderverbot“ in Sachsen und einer befürchteten Annäherung von Teilen der Union an die AfD hat die Jury „Unwort des Jahres“ gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft „Sprache in der Politik e. V.“ eine Stellungnahme mit dem Titel „Diskursbrandmauern verteidigen“ veröffentlicht. Das gaben Jury und Arbeitsgemeinschaft am Mittwoch (26. Juli) in Magdeburg bekannt. Weitere 36 Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten die Stellungnahme unterzeichnet.

Die Stellungnahme sei „ausschließlich ein Plädoyer dafür, die Diskursbrandmauern zu antidemokratischen Kräften nicht durch die Kopie und Stützung ihrer Diskursstrategien brüchig werden zu lassen“. Sprachverbote seien Instrumente von Diktaturen und weckten in Deutschland Erinnerungen an dunkle Zeiten. Dunkle Zeiten begännen damit, dass man das Licht ausmache.

Linguisten gegen „Genderverbot“: „Sprachkritische Stimme in der Öffentlichkeit“

Die Jury „Unwort des Jahres“ ist nach eigenen Angaben seit 1991 eine „sprachkritische Stimme in der Öffentlichkeit“ und regt mit ihrer jährlichen Aktion „Unwort-Wahl“ „kritische Diskussionen“ über den öffentlichen Sprachgebrauch an. Die Jury bestehe aus vier Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern sowie einer Journalistin.

Die Arbeitsgemeinschaft „Sprache in der Politik e. V.“ sei ein eingetragener Verein von Linguistinnen und Linguisten, deren Mitglieder seit 1996 politische Sprache untersuchten, Wahlkämpfe analysierten und diskursive Strategien politischer Akteure verfolgten.