Exakt mit dem 24. Februar wurde es bei uns still im Laden. Und auch nach 20 Tagen Krieg liegen die Umsätze weit hinter dem Vorjahr zurück. Das ist zu bedauern, natürlich hofft man, dass die Umsätze sich wieder erholen. Aber hofft man damit nicht auf einen Gewöhnungseffekt? Irgendwann ist die Realität des Krieges normal und die Menschen wenden sich wieder den schönen Dingen des Lebens zu. Darf man so denken?
Geht es einem selbst nicht vielmehr so, dass man seit dem 24. Februar paralysiert ist? Dass die kleinen Sorgen und Freuden des Alltags auf unter Null entwertet sind angesichts dessen, was die Menschen in der Ukraine gerade ertragen müssen? Ist es moralisch überhaupt vertretbar, angesichts des unermesslichen Leids unserer Nachbarn noch an Umsätze und Happy-Facebook-Postings zu denken? Kann man seine Wohnung schmücken, wenn vor der Haustür gestorben wird?
Und: Kann man tolle Romane lesen und empfehlen angesichts dessen, was uns noch bevorstehen wird? Mit steigenden Energiepreisen fängt es an, für uns spürbar zu werden, aber was kommt da noch? Arbeitslosigkeit? Eine neue Weltwirtschaftskrise? Neue Hungersnöte? Oder gar, man traut sich gar nicht, den Gedanken vom Hinterkopf ins Sprachzentrum zu holen: der dritte Weltkrieg?
Doch als Verlag muss man sich natürlich überlegen, wie man reagiert. Und so werden wir die großartige Ukraine-Landkarte aus "Alle Welt. Das Landkartenbuch" der Mizielinscys auf A1 hochziehen und über das Sortiment kostenlos an Schulen zu bringen versuchen. Wir hoffen, dass eines der Barsortimente mitzieht und die Verteilung an den Buchhandel übernimmt. Unsere österreichische Auslieferung MohrMorawa und AVA aus der Schweiz haben uns das dankenswerterweise bereits zugesagt. Der Grundgedanke ist, dass Kinder hierzulande sehen, was für ein wunderschönes Land die Ukraine ist und sich (noch mehr) solidarisieren.
Außerdem werde ich Elzbieta's Anti-Kriegbilderbuch "Floris & Maja" aus dem Startprogramm von 1994 wieder auflegen. Es hat in all den Jahren nichts von seiner Kraft verloren. Nach Ostern soll es wieder greifbar sein.
Verglichen mit dem Leid, das in Ukraine überall geschieht, ist das alles nur ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. Aber es ist ein Versuch.