130 Jahre Buchhandlung in Neuendettelsau

Jubiläumseis, Bibelkekse und Sonderpostkarte

31. Oktober 2024
Matthias Glatthor

Auf eine Tradition von 130 Jahren blickt die Freimund-Buchhandlung im mittelfränkischen Neuendettelsau 2024 zurück. Ein Grund zum Feiern. Im Oktober wurde etwa eine Festwoche mit vielen schönen Aktionen veranstaltet. Lesen Sie selbst.

Postkarte als Sonderanfertigung zum Jubiläum der Buchhandlung in Neuendettelsau. Oben links: Der Buchwagen 1921. Oben rechts: Die Buchhandlung in der Wilhelm-Löhe-Straße (ca. 1928). Unten links: Die Buchhandlung in der alten Missionsanstalt (ca. 1965). Unten rechts: Die Freimund-Buchhandlung heute

Postkarte als Sonderanfertigung zum Jubiläum. Oben links: Der Buchwagen 1921. Oben rechts: Die Buchhandlung in der Wilhelm-Löhe-Straße (ca. 1928). Unten links: Die Buchhandlung in der alten Missionsanstalt (ca. 1965). Unten rechts: Die Freimund-Buchhandlung heute

"Ein stattliches Alter", "Solange gibt es euch schon?", sind zwei der Kommentare, die sie in den letzten Wochen und Monaten öfter gehört habe, berichtet Maria Neumann, Leiterin (Personalchefin) der Buchhandlung, die zur Gesellschaft für Innere und Äußere Mission gehört. "Da haben sie sich aber gut gehalten", höre man auch gern. Neben Neumann sind Selina Bartsch, Karin Götzer und Patricia Beierlein im Buchladen tätig. Neuendettelsau liegt in Mittelfranken, 35 Kilometer vom Großraum Nürnberg entfernt, und zählt rund 8.300 Einwohner:innen. Zudem ist dort die Augustana-Hochschule für Evangelische Theologie angesiedelt.

Der Schwerpunkt des Sortiments war früher Fachliche Theologie, mittlerweile führt die Buchhandlung ein allgemeines Sortiment mit Krimis, Romanen, Kinder- und Jugendbuch etc. sowie ein Teil christliches Sortiment (darunter sowohl Fachliteratur als auch christliche Romane).

"Aber von vorne: Anfang diesen Jahres fiel mir auf, dass die Buchhandlung einen runden Geburtstag hat", so Neumann weiter: "Im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Vertreterinnen (die Herren sind mitgemeint) wurde schnell klar, DAS wollen wir feiern mit unseren Kunden."

Buchhandlung in Neuendettelsau: Maria Neumann (l.) beglückwünscht die 130. Kundin im Oktober

Maria Neumann (l.) beglückwünscht die 130. Kundin im Oktober

Als erste Überraschung hatte man sich einen Büchergutschein jeden Monat für die 130. Kundin ausgedacht. Insgesamt will das Team Gutscheine im Wert von 130 Euro verschenken. Außerdem lädt man zum "Stöbern nach Ladenschluß" ein. Dieses Angebot fänden zwar viele toll und sagen das auch, aber in Anspruch genommen hätte es noch niemand. "Dann passen wohl unsere Öffnungszeiten", sagt Neumann mit einem Augenzwinkern, "und unser Internetangebot wird ebenfalls gut genutzt". Auf das Jahr verteilt organisiert die Buchhandlung mehr Lesungen als sonst üblich und konnte auch auf einen literarischen Spaziergang durch Nürnberg "auf Dürers Spuren" einladen.

Tafiti, hier mit Karin Götzer von der Freimund-Buchhandlung, stand für Selfies bereit

Tafiti, hier mit Karin Götzer von der Freimund-Buchhandlung, stand für Selfies bereit

Ein Selfie mit Tafiti

Wie wurde in der Festwoche vom 7. bis 12. Oktober gefeiert? Zu jedem Geburtstag gehören Luftballons für die Kinder, Kaffee und Kekse für die Erwachsenen. Vom Loewe Verlag ließ sich der Tafiti WalkingAct ausleihen – was einen großen Einsatz im Team mit sich brachte: "Jeden Tag gegen Mittag steckte eine von uns für eine Stunde im Kostüm und hat Luftballons verteilt, für Selfies bereit gestanden und die Passanten in die Buchhandlung eingeladen", erzählt Neumann. Drei Kinder waren jeden Tag da für einen neuen Luftballon und ein neues Foto mit Tafiti. Man hatte einen Zylinderhut mit Losen vorbereitet. Jeden Tag gab es 70 Lose, 40 Gewinne und 30 Nieten. Die Gewinne bestanden aus Büchern, Non-Book-Goodies und einer Kugel Spezial-Jubiläumseis. Letzteres hatte man sich von der örtlichen Eisdiele gewünscht und auch bekommen. "Die Mitarbeiterinnen haben 50 Portionen für uns besonders dekoriert (mit Schwabacher Blattgold) und wir haben sie täglich verlost", so Maria Neumann. Wobei die Nieten "Schön das es dich gibt" und "Gut das du da bist" hießen und man trotzdem bei den Bibelkeksen zugreifen durfte.

Maria Neumann dankt allen Verlagsvertreterinnen und Verlagen, die die Buchhandlung mit Preisen unterstützt haben. Und auch aus der Gemeinde gab es etliche Beiträge. Am Mittwoch, den 9. Oktober, kam Monika Haspel in die Buchhandlung, um ihre beiden fränkischen Kochbücher vorzustellen. Dafür war natürlich auch etwas zum Probieren parat.

In der Buchhandlung in Neuendettelsau: Autorin Monika Haspel (r.), die ihre Kochbücher vorstellte, und Maria Neumann

Autorin Monika Haspel (r.), die ihre Kochbücher vorstellte, und Maria Neumann

Geburtstagsständchen vom Kindergarten

Weiter hatte das Team ein Buchhandlungsquiz vorbereitet und wer mitgerätselt hatte, durfte seinen Namen mit in den Zylinder zum Losen werfen. Manchmal waren die Kunden noch vor Ort, aber spätestens am Folgetag wurde dann das Los gezogen. "Für uns eine große Überraschung war der Blumenstrauß mit Grüßen von Frau Niedermeier von Random House", freut sich Neumann. "Er kam in einem ganz unscheinbaren Karton und war wunderschön." Die andere große Überraschung waren circa 40 Kindergartenkinder mit erwachsener Begleitung aus der Bunten Oase. "Sie kamen unangekündigt zu uns in die Buchhandlung und haben uns ein Geburtstagslied gesungen." Auch der Kindergarten konnte ein Jubiläum feiern: 30 Jahre gibt es ihn.

Eine weitere schöne Idee ist ein Geschichten-Bilderbuch über die Buchhandlung, das auch leere Seiten hat, auf denen sich die Gäste eintragen können. Außerdem gibt es eine limitierte Sonderpostkarte zum 130. Jubiläum der Buchhandlung (siehe Abbildung oben). Am Sonntag, den 13. Oktober, schließlich spielte das Quintett "Classic Brass", dass es seit 15 Jahren gibt, zu seinem Jubiläumskonzert auf. Das passte doch perfekt zum Abschluss der Festwoche der Buchhandlung. Und jetzt geht es mit Volldampf in die Weihnachtssaison.

Das Team der Freimund-Buchhandlung (v.l.): Karin Götzer, Maria Neumann und Selina Bartsch. Die vierte im Bunde, Patricia Beierlein, ist nicht auf dem Foto

Das Team der Buchhandlung (v.l.): Karin Götzer, Maria Neumann und Selina Bartsch. Die vierte im Bunde, Patricia Beierlein, ist nicht auf dem Foto

Rückblick: Die Anfänge der Buchhandlung

Am 9. Oktober 1894 wurde laut Anzeige in der "Ansbacher Zeitung", erläutert Neumann, die Buchhandlung der Diakonissenanstalt ins Handelsregister eingetragen – von Gottfried Löhe (1841–1916). Löhe hatte eine Lehre als Buchhändler in der C.H. Beck'schen Verlagsbuchhandlung in Nördlingen gemacht. 1866 hatte er in Nürnberg Niederlassungsrecht beantragt und gründete dort die Löhe Buchhandlung. Ab 1893 ist ein reger Schriftverkahr zwischen Gottfried Löhe und Rektor Bezzel von der Diakonissenanstalt belegt, der die Gründung einer Buchhandlung in Neuendettelsau nahelegt. Es gab einen "Basar" der Diakonissen mit Stoffballen, Büchern, Devotionalien, Schreibwaren. Aus diesem wurde dann die Buchhandlung der Diakonissenanstalt ausgegründet. Im Archiv der Diakonie ist noch vieles davon nachlesbar, sogar Umsatzlisten aus den ersten Jahren.

Die Freimund-Buchhandlung wurde wahrscheinlich 1933 gegründet. Zum 1. Januar 1976 wurden die Buchhandlung der Diakonissenanstalt und die Freimund-Buchhandlung vereint. Direkt an der Hauptstraße im Zentrum von Neuendettelsau ist das Geschäft Buchhandlung, Vorverkaufsstelle, Kulturvermittler, Information, Begegnungsstätte, Blickfang. "Kurz: Wir sind eine Institution im Ort und die 'letzte Buchhandlung vor der Autobahn", fasst Maria Neumann zusammen.

Kontakt:

Gesellschaft für Innere und Äußere Mission
Abt. Freimund Buchhandlung
Hauptstraße 2
91564 Neuendettelsau
Tel: 00-49-(0) 9874 689 95 90
Fax:00-49- (0)9874 689 95 91
E-Mail: info@freimund-buchhandlung.de
http://www.freimund-buchhandlung.de

 

Die Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche e.V. ist ein Missionswerk mit Sitz in Neuendettelsau, das 1849 von Wilhelm Löhe, dem Vater von Gottfried Löhe, gegründet wurde. Zur Gesellschaft gehören die Freimund GmbH (Verlag, Druckerei und Buchhandlung) und das Einkehrhaus Lutherrose. Die Gesellschaft war über 100 Jahre auch in der Überseemission tätig. Seit 1972 wird die Überseemission vom Missionswerk Bayern (MWB) übernommen. [Quelle: Wikipedia]