Das neue Jahr fing für Sie gut an: Das Thema "Inventur" gehört für Sie der Vergangenheit an. Eine Tatsache, der Sie keine Träne nachweinen ...
Stimmt, das ist ein wirklich positiver Aspekt. Doch insgesamt betrachtet hatte ich in meiner Buchhandlung – und das betrifft immerhin mehr als mein halbes Leben – eine grandios schöne Zeit. Auch wenn es für mich vor 20 Jahren an die wirtschaftliche Existenzgrenze ging, als eine große Ausstellung mit hohem Verlust ausging. Das Team ist zu Freund:innen geworden und die Kundschaft besteht aus uns wohlgesonnen Leuten, von denen ich mich verabschieden muss – da darf man auch ein weinendes Auge haben und etwas wehmütig sein.
Sie sind jetzt 63 Jahre alt – wann haben Sie begonnen, sich gedanklich mit dem Thema Generationenwechsel anzufreunden?
Konkret habe ich mich seit anderthalb Jahren auf die Frage "Was machst du, wenn du nicht mehr arbeitest?" vorbereitet . Man spricht ja auch vorher schon immer mal ein bisschen darüber und so entwickelt es sich von einem eher vagen "Kann ich mir vorstellen" hin zum ersten Abtasten der Modalitäten. Dass ein Wechsel stattfinden muss, stand außer Frage: Ich will, dass die Geschichte dieser Buchhandlung weitergeschrieben wird.
Mit Ihrem Nachfolger Dennis Hasemann konnten Sie an einen erfahrenen Mitarbeiter übergeben. Eine Situation, die sich viele Kolleg*innen in ähnlicher Situation wünschen.
Er ist seit etwa 15 Jahren dabei, hat als studentische Aushilfe angefangen, dann bei uns seine Ausbildung zum Buchhändler gemacht. Jetzt ist er 38 und es wird Zeit … Schön war, dass wir uns langsam dem Thema angenähert haben. Ganz nebenbei, zum Beispiel auf längeren gemeinsamen Autofahrten, haben wir immer mal wieder darüber geredet, wie es weitergehen könnte. So ist es nach und nach immer konkreter geworden. Im März 2023 haben wir die Mitarbeiter:innen über den anstehenden Wechsel informiert. Dem vorausgegangen waren Gespräche mit dem Steuerberater, der den finanziellen Spielraum für den Verkauf benannt hat. Ich wollte die "untere Kante" und den möglichen Verkaufspreis nicht bis ins Letzte ausreizen, nur weil es das hergibt – mir kommt es darauf an, dass es weitergeht.
Welche weiteren Rahmenbedingungen wurden im Vorfeld abgeklärt, um Ihrem Nachfolger einen guten Start zu ermöglichen?
Ganz wichtig war, die Vermieterinnen unserer beiden Standorte – unseren Ableger, die Kinderbuchhandlung Schmitz Junior, gibt es ja auch schon seit fast 30 Jahren – rechtzeitig zu kontaktieren. Sie mögen den Stadtteil und wissen, wie wichtig die Buchhandlungen für den Ort sind. Die Mieten sind vergleichsweise moderat. Wir konnten vereinbaren, dass die Mietverträge mit der Übergabe beibehalten werden. Für meinen Nachfolger bedeutet das in dieser Hinsicht fünf Jahre Sicherheit. Außerdem haben wir eine neue Rechtsform gewählt: Aus der Thomas Schmitz e.K., also dem Einzelunternehmen, ist bereits zum 1. November 2023 die Schmitzbuch KG geworden.