Hoheit über Online-Sortiment: Einzelne Titel können gesperrt werden
Attila Hildmann, Spezialist für vegane Kochbücher, hat mit seinen Verschwörungstheorien auch den Buchhandel gegen sich aufgebracht: Hugendubel hat seine Bücher aus den Regalen und dem Online-Shop entfernt, auch viele andere Buchhandlungen halten seine Titel nicht mehr vorrätig. Buchhändler, die die White-Label-Shops der Barsortimente nutzen, haben diese Möglichkeit nicht. Noch nicht.
weil jemand, zugegebenermaßen scharf, die Politik der Bundesregierung kritisiert, wird er ausgelistet? Meiner Ansicht ist das noch innerhalb der freien Meinungsäußerung. Für mich sieht das aus wie Selbstzensur. Und mit einem Hinweis auf "Verschwörungstheorien" kann man aktuell auch den seriöstesten Menschen schnell diskreditieren.
Mich stimmt das nicht optimistisch.
Im Einleitungstext wird dann schon mal deutlich welche Titel zu sperren sind. Erahne ich da den Wunsch der Redaktion eine Liste der zu unterdrückenten Bücher zu erstellen.
Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf. (unbekannter Autor)
Prinzipiell finde ich es gut und richtig, daß ein Shopbetreiber selbst über sein Sortiment bestimmen kann. Das gehört zu den Freiheitsrechten dazu!
Nur sollte man sich überlegen, ob ich Herrn Hildmann ausliste weil er schlechte Kochbücher macht, oder weil mir sein Aussehen, seine Religion oder ich eben nicht seine politische Meinung teile.
Wäre der Auslistungsgrund seine Religion, sein Aussehen oder seine politische Meinung ist es fatal: Unter anderen Vorzeichen hatten wir dies bereits.
Und gerade der Börsenverein mit seinen Publikationen sollte hier angesicht der eigenen Geschichte aufpassen ob er an der nächsten Liste der unterdrückten Bücher, Verlage und Autoren mitwirkt.
Die Möglichkeit, Bücher komplett auslisten zu können grenzt meiner Meinung nach an einer Zensur und muss scharf beobachtet werden!
Es kann nicht sein, dass wir Buchhändler uns anmaßen zu wollen zu bestimmen, was der Kunde lesen darf und was nicht - das ist auch gar nicht unsere Aufgabe.
Die besteht darin (neben dem Wirtschaften) das oben genannte Kulturgut zu schützen und gerade das wird in den letzten Jahren immer wieder durch versteckte Preisnachlässe, Massen an Remittenten und jetzt auch noch durch Zensur versucht auszuhebeln.
Wir kratzen in letzter Zeit oft daran unsere Sonderstellung zu verlieren und sind nur um die Abschaffung der Buchpreisbindung gekommen - dann ist das Geschrei immer groß aber wenn es darum geht unseren Verpflichtungen nachzukommen, wird immer großzügig weggesehen.
Verstehen Sie mich nicht falsch - auch in mir regt sich ein leichter Würgereiz, wenn ich den neuen Sarrazin verkaufen muss - oder die neuesten Verschwörungstheorien zu Corona nachgefragt werden aber können wir es nicht einfach dabei belassen, die Titel, die uns nicht genehm sind, einfach nicht vorrätig zu halten und den Kunden dann bei Abholung unsere Meinung (wenn unser Seelenheil davon abhängt) zu sagen?