Libri.Campus zur Generation Book

"Frau Berens, warum können Sie nicht unsere Deutschlehrerin sein?"

11. Mai 2023
Christina Schulte

Die eine besucht Schüler:innen in ihren Klassen, um über das Lesen zu sprechen, die andere schafft in ihrem Laden einen Safe Space für junge Buchinteressierte. Wie man junge Zielgruppen erschließt – das steht im Fokus des Libri.Campus.

"Generation Book – Begegnen und Begeistern“ lautet das Motto der Fortbildungsveranstaltung von Libri in Bad Hersfeld. Rund 180 Buchhändlerinnen beleuchten die sogenannte Generation Z (die ab 2000 Geborenen) am 11. und 12. Mai aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Theorie und Praxis wechseln sich dabei ab. Dabei heißt es auch Bühne frei für 14 Buchhändler:innen, die sich im Vorfeld des Campus‘ intensiv mit den jungen Zielgruppen beschäftigt haben, neue Angebote im Bereich Manga oder New Adult geschaffen oder in einen intensiven Austausch mit der Generation Z getreten sind.

Für die Ideen gab es von den Kolleg:innen jeweils einen großen Applaus. Zeigten doch viele Beispiele, dass der Aufwand nicht allzu groß sein muss, um verstärkt jüngere Menschen anzusprechen. Ein eigenes Regal New Adult, etwas abgeschirmt, mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet, zieht etwa bei Erlesenes und Büchergilde in Mainz diese Zielgruppe an. Schon kleinere Veränderungen reichten aus, um nachweislich eine höhere Kundenfrequenz und mehr Umsätze zu erzielen.

Buchhändlerin Karin Berens von der Buchhandlung Berens in Adenau ist in einen intensiven Dialog mit Schüler:innen getreten, um Bücher und ihre Buchhandlung attraktiver zu machen. In rund zwei Schulstunden pro Klasse (9., 10., 11.) spricht sie mit Schülerinnen und Schülern, lässt Buchwunschzettel erstellen, hat einen Fragebogen rund ums Lesen erstellt und vieles mehr. Die Schüler:innen dürfen dann das Schaufenster ihrer Buchhandlung oder ein Regal gestalten. Die Begeisterung sei riesig, so die Buchhändlerin, und sie sei schon gefragt worden: „Frau Berens, warum können Sie nicht unsere Deutschlehrerin sein? Dann würde uns Lesen total Spaß machen!“ Aber nicht nur das: „Auch die Kundenfrequenz in der Zielgruppe ist höher und die Jugendlich kaufen!“ Zuvor seien sie teilweise 100 Kilometer weit bis nach Köln gefahren, weil sie die Bücher in der Hand halten und sehen wollten.

Blick ins Innere

Sehr konkrete Informationen kamen von Sheherazade Becker, Gesellschafterin von Tincon, einer Konferenz für digitale Jugendkultur. Becker und ihre Kolleg:innen stehen in intensivem Austausch mit Jugendlichen. Wer sich mit Jugendkultur beschäftige, sei häufig mit diversen, sich auf den ersten Blick gegenseitig widersprechenden Inhalten konfrontiert. So würden sich Klimaaktivismus und Luxusmarken, Achtsamkeit und Leistungsstreben oder Kapitalismuskritik und Kryptowährungen bei jungen Menschen nicht ausschließen. Die Generation Z sei auf der Suche nach „etwas, das identitätsstiftend ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass so viele verschiedene Dinge nebeneinanderstehen können“, so Becker. Dass diese Generation nicht homogen sei, sei vielen schon klar geworden. „Dass die Ambivalenzen allerdings so stark sind, dass große Begeisterung, Engagement und Solidarität oft mit Zukunftssorgen, Klimaangst und Resignation einhergehen, scheint viele zu überraschen.“

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