Große Bildergalerie zum Umzug von Lünebuch

"Eine Woche später hätten wir das alles nicht mehr bezahlen können"

13. Oktober 2022
Christina Schulte

Investitionen im hohen sechsstelligen Bereich, alles auf einer ebenen Fläche, neue Präsentationsformen und so energiesparend ausgestattet wie möglich: Lünebuch hat einen neuen Standort und feierte am Donnerstagabend. Klicken Sie sich durch die schönsten Bilder der Eröffnungsparty.

Begeisterte Kunden

Lünebuch in Lüneburg ist umgezogen: Am Mittwoch gab es ein Softopening am neuen Standort in der Grapengießerstraße 4. Die Kundinnen und Kunden seien begeistert und voll des Lobes für die neue Buchhandlung, so die erste Bilanz von Inhaber und Geschäftsführer Jan Orthey.

Party mit vielen Gästen

Zur Eröffnungsfeier kamen 80 Gäste, dabei unter anderen Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins und Volker Petri, Geschäftsführer des Landesverbands Nord des Börsenvereins.

Wohlfühlatmosphäre

Der neue Laden umfasst rund 700 Quadratmeter Fläche, die komplett ebenerdig ist und nur 400 Meter von der alten Buchhandlung entfernt liegt. Gemütliche Leseecken, eine Caféfenster mit Flanierblick und ein Kaminzimmer sollen eine besondere Wohlfühlatmosphäre schaffen. Das ist aber nicht alles, es gibt noch mehr Veränderungen.

Starre Warengruppensystematik aufgelöst

Was machen Sie jetzt anders als zuvor, Herr Orthey?
Orthey: Wir haben uns bei der Präsentation der Bücher und Non-Books von der starren Warengruppensystematik gelöst und uns mehr auf die Kundenbedürfnisse konzentriert. Unser neues System verfügt über eine maximale Flexibilität, wir reagieren nicht nur saisonal, sondern titel- und trendbezogen, Genres können ganz einfach wachsen oder schrumpfen. Das erfordert auch bei unseren Mitarbeiter:innen und mir ein Umdenken: Es gibt nicht mehr „mein Regal“, sondern wir besprechen im Team, was gut läuft und was nicht und versuchen gemeinschaftlich, den größtmöglichen Erfolg zu erzielen.
Was wir auch nicht mehr machen: Die völlig anachronistische Art und Weise der „Spiegel“-Bestseller-Präsentation. Das geht sehr weit am Kunden vorbei. Die Kunden möchten einen Roman oder einen Krimi lesen und nicht eine Editionsform als Vorschlag erhalten. Außerdem haben wir bewusst auf eine Hörbuchabteilung verzichtet, die Hörbücher liegen jetzt bei den dazu passenden Büchern. Zudem haben wir den Lüneburg-Fanshop ausgebaut, um noch bessere Angebote zu haben. Mit all diesen Maßnahmen möchten wir uns klar positionieren und höhere Umsätze erzielen als bisher. Schon jetzt legen wir einen stärkeren Fokus auf den Einkauf und verkaufen deutlich mehr Hardcover und Paperback als früher. Wir Buchhändler stehen mit dem Rücken zur Wand, was Ertrag und Kosten angeht. Insofern müssen wir an den uns zur Verfügung stehenden Stellschrauben drehen und uns auf ein Level heben, auf dem wir dauerhaft überleben können.

 

Wir Buchhändler stehen mit dem Rücken zur Wand, was Ertrag und Kosten angeht

Jan Orthey

Ließ sich all das im rund 1000 Quadratmeter großen alten Laden nicht realisieren?
Orthey: Nein. Wir konnten uns auf der alten Fläche nicht so entwickeln, wie wir es gerne wollten und konnten dort nicht auf die Marktveränderungen eingehen. Der Buchhandel muss sich neu erfinden, das war auf drei Etagen nicht möglich. Wir hatten zunehmend Schwierigkeiten, die Kunden in die oberen Stockwerke zu bekommen. Gerade die älteren Kund:innen brauchen einen barrierefreien Zugang und möchten es bequem haben. Außerdem war es im Winter bitterkalt und im Sommer sehr heiß. Jetzt haben wir alles auf einer Ebene, eine neue Frischluftanlage sorgt für ein angenehmes und corona-sicheres Raumklima. Wir sind energetisch auf dem neuesten Stand, mussten dafür allerdings auch deutlich mehr investieren als geplant.

Glück gehabt mit der Finanzierung

Neue Heizungsrohre, eine Heizung, die noch erneuert werden wird, neue Wasserleitungen, komplette LED-Beleuchtung, ein hochmodernes Datennetz: All das soll auch dazu beitragen, die Steigerung der Energiekosten abzufedern. Mit der Planung und Finanzierung des Umzugs hat Orthey doppelt Glück gehabt. Schon kurz nach Beginn der Corona-Pandemie hat er sich auf die Suche nach einer neuen Immobilie gemacht, ist durch Lüneburg geschlendert und hat sich passende Flächen ausgeguckt: Nur: Diese waren alle vermietet. Der Buchhändler ließ sich davon nicht entmutigen, schrieb Briefe an alle Vermieter von potenziellen Ladenlokalen und hoffte, sie würden sich an ihn erinnern, wenn eine Fläche frei wird. So war es dann auch. Als das Bekleidungsunternehmen sein Geschäft in Grapengießerstraße 4 aufgab, wurde Orthey vom Vermieter kontaktiert und griff zu.

Wie stemmen Sie die Investition im hohen sechsstelligen Bereich für den neuen Laden?
Orthey: Wir sind glücklicherweise gut durch die Corona-Zeit gekommen, auch weil wir uns jeden Tag nach der Decke gestreckt haben – insofern haben wir Rücklagen. Bei der Finanzierung hatte ich das Glück, dass ich die Fremdmittel zu einem Zeitpunkt einwerben konnte, als die Zinsen noch sehr niedrig waren. Eine Woche, nachdem wir unseren Zins festgeschrieben hatten, gab es einen deutlichen Zinsanstieg und wir hätten das alles nicht mehr bezahlen können. Klar haben wir jetzt eine Doppelbelastung, denn unsere Büros sind noch nicht fertig und wir zahlen weiterhin Miete für die alte Fläche. Aber das wussten wir und haben es einkalkuliert. Der Plan ist jetzt, dass der Umsatz steigt.