Die Idee zum Einstieg der Tochter ist in der Zeit der gemeinsamen, häuslichen Palliativpflege von Vater und Ehemann Christian Strecker Anfang des Jahres entstanden. "Das war eine völlig schräge Ausnahmesituation", erzählt Heike Strecker. "Man zieht die Seele blank, wenn man gemeinsam eine so traurige und anstrengende Zeit durchlebt." Gleichzeitig reifte das Bewusstsein in Mutter und Tochter, dass es nach dieser Zeit nicht schlimmer kommen könne. "Eine größere emotionale und körperliche Anspannung kann es nicht geben. Schlimmer wird es im Laden nie werden, selbst bei einer Pleite."
Rebekka Trenkelbach hat diese Zeit gezeigt, was ihr wirklich wichtig ist. "Ich hatte in NRW einen guten Job mit gutem Geld, aber das bringt mir nichts, wenn ich hier Zeit mit meiner Familie verpasse", so die frisch gebackene Buchhändlerin. Dazu zählt auch, Zeit mit der kleinen 17-jährigen Schwester nachzuholen und die verbliebene mit den Mitte-80-jährigen Großeltern zu genießen. Gründe genug für Trenkelbach, "alles abzubrechen und voll in die Buchhandlung einzusteigen". "Es war die absolut richtige Entscheidung. Ich bin sehr glücklich", berichtet sie. Einen Crashkurs zum Buchhandel hat sie bereits besucht, Lektüre zum Buchhandeln bestellt und ein Baristakurs steht ebenfalls an. "Ansonsten schaue ich meiner Mutter erstmal viel über die Schulter."
Mit dem Einstieg von Rebekka hat sich auch die Perspektive ergeben, das Lebenswerk an die nächste Generation zu übergeben – diese Möglichkeit stand vorher aufgrund der großen Distanz nie sonderlich zur Debatte. Im letzten Jahr hatte Heike Strecker hingegen eher das Gefühl gehabt, Türen in ihrem Leben schließen sich. Die Zeit in der Buchhandlung ohne ihren Ehemann sei nicht einfach gewesen: „Hier erinnert alles an Christian. Wir haben immer alles zusammen gemacht und plötzlich steht man alleine da“, erzählt sie. Solange der mittlerweile ausgelernte von Heike Strecker liebevoll als „Zauberlehrling“ bezeichnete Marius noch im Laden war, konnte der Cafébetrieb aufrechterhalten werden. Als der Azubi im letzten Jahr zum Studium nach Leipzig gezogen ist, musste die Kaffeemaschine weggepackt werden – erstmal mit dem Gedanken bis Christian Strecker wieder da sei. In den Wochen nach seinem Tod hat vor allem ein starkes Netzwerk aus Freunden den Laden offen gehalten. Der Gedanke, ganz zu schließen, sei in dieser Zeit omnipräsent gewesen. Doch am Ende stand die Entscheidung, „das Baby nicht sterben zu lassen“. Seit Ostern ist Heike Strecker wieder ganz im Laden.