Österreichischer Buchmarkt 2023

Ein Hauch von Plus

25. Januar 2024
Redaktion Börsenblatt

Österreichs Buchhandel hat 2023 im Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Umsatzsteigerung von 0,8 Prozent erzielt. Im stationären Handel allein betrachtet waren es 0,3 Prozent. Der gesunkene Absatz konnte durch gestiegene Preise ausgeglichen werden. Zudem hat das Weihnachtsgeschäft enttäuscht.

Das teilt der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) mit, in dessen Auftrag Media Control die Zahlen erhoben hat. 2023 sei wirtschaftlich kein leichtes Jahr für den Buchhandel gewesen. Wie bereits in den vorangegangenen Jahren hatte Österreich eine hohe Inflationsrate: Im Vergleich zu 2022 lag sie bei 7,9 Prozent. Hinzu kamen stark gestiegene Lohnkosten und hohe Energie- und Papierpreise, so der HVB. Trotzdem hätte der Gesamtmarkt eine leichte Umsatzsteigerung von 0,8 Prozent verzeichnen können. Im stationären Handel stieg der Umsatz dagegen nur um 0,3 Prozent.

Umsatzplus nur durch höhere Preise

Das Umsatzplus hat sich aus dem Zusammenspiel zwischen Absatz und Preis ergeben: An die Entwicklung im Vorjahr anschließend, sei der Absatz 2023 wieder gesunken, die Buchpreise sind jedoch weiter gestiegen:

  • Im Gesamtmarkt wurden um 3,6 Prozent weniger Bücher verkauft als im Vorjahr. Durch die Preissteigerung um 4,6 Prozent konnte der Vorjahresumsatz leicht übertroffen werden. In konkreten Zahlen: 2022 kostete ein Buch durchschnittlich 15,32 Euro, im Jahr 2023 waren es 16,03 Euro.
  • Im stationären Buchhandel ist die Diskrepanz zwischen Absatz und Preis noch größer: Dort wurden um 4,9 Prozent weniger Bücher verkauft als im Vorjahr. Der Preis stieg um 5,4 Prozent – ein deutlicher Anstieg, trotzdem noch um 2,5 Prozent unter der Inflationsrate.

Diese Entwicklungen würden neben den Kostensteigerungen in vielen Bereichen auch die nach wie vor bescheidene Konsumbereitschaft der Kund:innen spiegeln. Wenn Buchhandlungen vor Ort von sinkenden Verkaufszahlen besonders betroffen seien, könne sich das auf die inhaltliche Vielfalt negativ auswirken: "Aufwendig und persönlich kuratierte Sortimente mit unterschiedlichen Schwerpunkten tragen zur Sichtbarkeit von Nischentiteln bei. Auch Publikationen kleinerer Verlage erhalten auf diesem Weg oft mehr Aufmerksamkeit."
 

Weihnachtsgeschäft mit deutlichem Rückgang

Der Dezember 2023 sei ein schwieriger Monat für den heimischen Buchhandel gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde im Gesamtmarkt ein Umsatzverlust von 4,3 Prozent gemacht, der stationäre Handel verzeichnet ein Minus von 3,7 Prozent. Zwar war das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr kurz – Heiligabend fiel direkt auf den vierten Advent –, die Verluste dürften damit laut HVB allerdings nicht zu erklären sein. Wirtschaftliche Unsicherheit und Krisenängste hätten die Kaufbereitschaft wohl geschwächt. Bei den Verkaufszahlen sei der Verlust noch größer: minus 7,8 Prozent in den Buchhandlungen vor Ort, minus 7,1 Prozent auf allen Absatzwegen. Was den Absatz betrifft, stieg im Weihnachtsgeschäft keine Warengruppe positiv aus. Am schlechtesten gingen auch hier naturwissenschaftliche Bücher mit einem Minus von fast 23 Prozent.

 

Belletristik 2023 im Aufschwung

Im Umsatzvergleich zwischen den Warengruppen schneidet die Belletristik in Österreichs Buchhandel mit Abstand am besten ab: Im Gesamtmarkt kann hier ein Zuwachs von 5,2 Prozent verzeichnet werden. Dahinter liegen die Kinder- und Jugendbücher, bei denen es einen Umsatzanstieg von 2,0 Prozent gab. Mit dem Verkauf von Reisebüchern wurde 1,7 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr, das Sachbuch kommt immerhin auf ein Plus von 0,8 Prozent.

Im negativen Bereich liegen Ratgeber (minus 3,2 Prozent) sowie Bücher zu wissenschaftlichen Themen. Die Bereiche Naturwissenschaften, Medizin, Information und Technik verzeichnen dabei mit minus 9,2 Prozent den mit Abstand schlechtesten Umsatz. Für den stationären Handel ergebe sich laut Bilanz eine sehr ähnliche Verteilung.

Die Umsatzanteile 2023 im Gesamtmarkt: Belletristik (32,9 Prozent), Kinder- und Jugendbücher (20,3 Prozent), Ratgeber (18,9 Prozent) Sachbuch (11,8 Prozent) – die weiteren Warengruppen liegen jeweils unter 10 Prozent.

Bei den Editionsformen schnitten auf allen Absatzwegen gemeinsam Hard- und Softcover mit einem Umsatzplus von 1,4  Prozent am besten ab. Alle anderen Editionsformen (Taschenbuch, Kalender, Karten und Globen) bewegen sich im negativen Bereich. 

 

Ausblick

Vorsichtig optimistische Prognosen für eine wirtschaftliche Erholung im Jahr 2024 lassen hoffen, so der HVB: auf kauffreudigere Kund:innen und geringere Kostensteigerungen als im Vorjahr. "Trotzdem dürfte 2024 auch ein herausforderndes Jahr werden, in dem Buchpreise weiter angehoben werden müssen und in allen Bereichen der Buchbranche genau kalkuliert werden muss. Andererseits dürfen wir uns daran erinnern, dass sich der Buchmarkt angesichts der äußerst schwierigen Bedingungen in den vergangenen Jahren resilient gezeigt hat."

Zur Erhebung

Die Marktdaten wurden im Auftrag des HVB von Media Control erhoben, erfassen knapp 90 Prozent des Absatzes via Scannerkassen und beziehen sich auf den Zeitraum vom 1.1.2022 bis inklusive den 31.12.2023. Berücksichtigt werden stationärer Buchhandel, Buchhandelsketten, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhäuser, Elektro- und Drogeriemärkte.