"Ein großer Verlust für die deutsche Krimilandschaft"
In einem Nachruf auf Hejo Emons erinnert Rutger Booss an den Einfluss seines "Verlegerkollegen" auf die Krimilandschaft – und an die kollegiale Rivalität der beiden.
In einem Nachruf auf Hejo Emons erinnert Rutger Booss an den Einfluss seines "Verlegerkollegen" auf die Krimilandschaft – und an die kollegiale Rivalität der beiden.
Mit Erschütterung habe ich die Nachricht vom Tod meines ehemaligen Verlegerkollegen Hejo Emons vernommen. Im Jahr 1984, als ich als Lektor beim Weltkreis-Verlag in Dortmund angefangen habe, verlegte der junge Hejo Emons die ersten Köln-Krimis – eine für die damalige deutsche Krimilandschaft revolutionäre Tat. Die eigene Heimat als Schauplatz fiktiver Morde darzustellen, faszinierte das Krimipublikum, und ich konnte meine Autoren Leo P. Ard, Reinhard Junge und Werner Schmitz überzeugen, nach dem Kölner Vorbild das Ruhrgebiet, unseren lokalen Beritt, als originäres Mordsgebiet in Szene zu setzen. So entstand unter anderem das legendäre "Ekel von Datteln", das eine bis dahin dem Krimipublikum unbekannte westfälische Kleinstadt zum Schauplatz scheußlicher Verbrechen machte.
Als ich 1989 den Grafit Verlag gründete, konnte ich die Weltkreis-Krimis übernehmen und es entstand eine gewisse Konkurrenzsituation in Bezug auf deutschsprachige Krimis mit Lokalkolorit. Unsere persönliche Beziehung war trotz der Rivalität stets offen und freundschaftlich dank des gemeinsamen Interesses am Krimimarkt und unseres Eintretens für die "Krimis von hier". Für Hejo wurde der Schauplatz Köln in den folgenden Jahren zu eng, und dem Buchhandel genügte das Ruhrgebiet nicht mehr. Emons erweiterte sein Programm um internationale Autoren, und Grafit war dank des Riesenerfolges der "Eifel-Krimis" von Jacques Berndorf nun ebenfalls in der Lage, internationale Lizenzen einzukaufen.
Es war naheliegend, dass Hejo und ich irgendwann den Ehren-"Glauser" für unsere Verdienste um die deutsche Krimiliteratur erhielten. Dass ich ihn vier Jahre früher als Hejo erhielt, hat ihn natürlich gewurmt. Es lag aber ausschließlich daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt (2010) aus Altersgründen aus dem Verlag ausschied, während Hejo noch nicht das Ende seines beruflichen Erfolges erreicht hatte. Als ihm die neue Eigentümerin von Grafit den Kauf des Verlages anbot, konnte Hejo einen erfolgreichen Schlussstrich unter die jahrelange Rivalität setzen. Es freut mich, dass Hejo noch zu Lebzeiten die Nachfolge seines Kölner Imperiums sichern konnte.
Der Tod von Hejo Emons ist ein großer Verlust für die deutsche Verlags- und insbesondere Krimilandschaft. Ich wünsche seiner Tochter und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin gutes Gelingen.