Und was machen wir darin, wir Buchhändler*innen? Wie immer: Wir sind da. Wahrscheinlich geht es uns neben Textilern, Schuhgeschäften und reinen Geschenkartikelläden sogar gut. Die Ware verliert nicht so schnell an Wert, und die Kernkundschaft ist eher solvent. Vor Corona fand ich manchmal schwer zu vermitteln, dass eine Buchhandlung nicht von Gratis-Kulturarbeit und Leseförderung lebt, sondern vom Umsatz. Geld schien etwas zu sein, dessen Vorhandensein vorausgesetzt wurde. Dies ist nun anders, und darin sehe ich eine Chance. Wer es bis hierher geschafft hat, dem ist das mit Geld gelungen, das die Kunden ins Geschäft getragen haben und eben nicht mit Subventionen.
Mein Eindruck ist, dass 2021 spannend wird. Wir werden womöglich andere Bücher verkaufen, neue Sortimente. Wir werden uns immer wieder Neues überlegen, denn an Krisenerfahrung mangelt es wahrlich nicht. Seien wir aber vorsichtiger in der Annahme der Schleifchen und Urkunden. Ganz ehrlich: Ich möchte keine öffentlichen Belobigungen mehr, keine Preise, Zertifikate und all das andere Prestige-Gelumpe. Ich möchte von Politikern einfach, dass sie ihre Arbeit machen. Das Wetter und der Buchhandel tun das nämlich auch.
Wenn Sie in der Verwaltung wären, würden Sie dann bezahlt abwarten?
Würden Sie dann die Nöte der Einzelhändler nicht so eilig finden?
Wären die Ihnen scheißegal und Sie würden sie vor die Wand laufen lassen?
Natürlich nicht. Kein normaler Mensch handelt so. Sind dann PolitikerInnen und VerwaltungsmitarbeiterInnen schlechtere Menschen als Sie? Wohl auch nicht.
Vielleicht liegen die Gründe ja nicht im Charakter der Personen sondern auf der Sachebene? Die werden wir aber nicht ergründen, wenn wir hier in unserer Echokammer mal so drauflosledern. Liest ja niemand von denen. Und der Applaus kommt als eigenes Echo ja zuverlässig zurück.
Wir können uns nicht über Trumps und Verschwörungstheoretiker und deren Echokammern beschweren und dann unsere eigenen pflegen. Das erleichtert, aber bringt uns genau Null weiter.