Jahresbilanz 2022

Deutschschweizer Buchhandel verliert an Umsatz

6. März 2023
von Börsenblatt

Der Deutschschweizer Buchhandel hat 2022 einen Gesamtumsatz von 575 Millionen Franken erzielt, damit 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Das geht aus dem aktuellen Marktreport vor, den GfK Entertainment im Auftrag des Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verbands (SBVV) erstellt. 

Mit 575 Millionen Franken lag der Umsatz 2022 aber noch immer deutlich über dem Vor-Corona-Niveau, heißt es in der Mitteilung des SBVV zur aktuellen Ausgabe des jährlichen Marktreports. Der Vergleich mit 2021 ergebe jedoch ein wenig erfreuliches Bild: Die Umsätze sind fast überall zurückgegangen, allerdings sei das Niveau in den letzten beiden Jahren hoch gewesen. Kein Absatzkanal konnte zulegen.

Der Markreport schlüsselt die Gesamtumsatz in die zwei Gruppen "Verkauf an Privatpersonen" sowie "Verkauf an Unternehmen und Institutionen" auf:

  • Verkauf an Privatpersonen (B2C): Ein Umsatz von 432 Millionen Schweizer Franken (minus 1,4 Prozent zum Vorjahr 2021: 438 Mio. Franken). Der stationäre Buchhandel und die Onlineshops steuerten 373,5 Millionen Franken (Vorjahr: 387 Mio. Franken) dazu bei – ohne E-Books, die vorwiegend ebenfalls über diese Kanäle verkauft werden. Der Rückgang treffe die Buchhandlungen, deren Margen traditionell tief sind, hart. Zweitbedeutendster Bereich sind die E-Books; sie erzielten einen Umsatz von 30,5 Millionen Franken (Vorjahr: 31 Mio. Franken). Verlage verkauften zudem ihre Produkte für 18,3 Millionen Franken (Vorjahr: 16,5 Mio. Franken) direkt an Privatkunden. Hörbücher generierten 2022 einen Umsatz von 9,7 Millionen Franken (Vorjahr: 3,5 Mio. Franken) – das starke Plus habe auch damit zu tun, dass die Download- und Streaming-Umsätze besser erfasst werden.
  • Verkauf an Unternehmen und Institutionen (B2B): Ein Umsatz von 143 Millionen Schweizer Franken (minus 3,4 Prozent zum Vorjahr 2021: 148 Mio. Franken). Bei der Umsatzangabe handelt es sich um eine Annäherung aufgrund von Hochrechnungen. Weil diese Umsatzgruppe 2021 erstmals ausgewiesen wurde, sind keine Vergleiche mit der Situation vor der Covid-19-Pandemie möglich.

Stationärer Buchhandel

Der oben genannte Umsatz von 373,5 Millionen Franken durch den stationäre Buchhandel und die Onlineshops bedeutete ein Minus von 3,6 Prozent gegenüber 2021. Die Buchverkäufe gingen um 4 Prozent zurück, die Stückpreise erhöhten sich übers Jahr gesehen um 0,4 Prozent.

Die wichtigste Warengruppe ist die Belletristik – auf sie entfallen 28,7 Prozent des Umsatzes und 32,3 Prozent abgesetzten Bücher. Auf Platz 2 folgen Kinder- und Jugendbücher (Umsatzanteil: 18,7 Prozent). Über 80 Prozent der in der Schweiz verkauften Bücher stammen weiterhin aus Deutschland und der Schweiz.

Für das Umsatzminus führt der Marktreport mehrere Gründe an:

  • Die Corona-Pandemie hatte dem Buch 2020 und 2021 viel Auftrieb verschafft; in den Lockdowns hatten die Menschen Zeit zum Lesen gehabt. Dieser Treiber fiel 2022 weg.
  • Gleichzeitig trübte sich die Konsumentenstimmung deutlich ein – vor allem infolge des Ukraine-Kriegs und der daraus resultierenden Explosion der Energiekosten. In der Schweiz lag das sogenannte Konsumbarometer im Dezember 2022 auf einem historischen Tiefstand.
  • Besonders verhalten lief für den stationären Buchhandel und die Onlineshops das Weihnachtsgeschäft: Der Dezember 2022 verzeichnete ein Minus von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

2022 sei ein Faktor bedeutsam geworden, der in den Jahren zuvor kaum eine Rolle spielte: die Inflation. 2022 belief sich die Jahresteuerung in der Schweiz offiziell auf 2,8 Prozent. Die Preissteigerungen bei Büchern um 0,4 Prozent lag weit unter diesem Wert. Der Buchmarkt, der traditionell mit geringer Profitabilität auskommen müsse, werde von der Inflation wirtschaftlich stark bedrängt – direkt durch die höheren Kosten, die nicht kompensiert werden könnten, und indirekt durch die Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten.

Insgesamt gibt es in der Deutschschweiz gegenwärtig 261 dem SBVV angeschlossene Buchhandlungen und damit sechs mehr als im Vorjahr. Laut Marktreport machen die dem SBVV angeschlossenen Buchhandlungen rund 90 Prozent alles existierenden aus, alle Standorte der Filialisten eingeschlossen. 

Der gesamte Marktreport finden sich online: Marktreport 2022