Welche drei großen Konsumertrends haben Sie für die nächsten Jahren identifiziert?
Wir haben hier leider keine Glaskugel, aber wir messen die Trends auf Basis von Einstellungen. Wir analysieren, was den Menschen wichtig ist, welche Einstellungen und Werte sie haben und wie sich diese verändern. Ein wichtiger Trend ist Gesundheit und Wohlbefinden. Die Hälfte der Deutschen legt darauf Wert, das hat sich durch Corona noch einmal verstärkt. Es ist ein sehr vielschichtiges Thema, denn es bezieht sich nicht nur auf Sport, sondern auch auf Ernährung, Selbstfürsorge oder auf die Balance zwischen Arbeit und Freizeit.
Ein zweites Thema ist die Nachhaltigkeit. Ungefähr ein Drittel der Deutschen macht sich Sorgen um den Klimawandel – und das sind nicht nur die jungen Menschen von Fridays for Future, sondern auch viele Ältere. Viele Konsument*innen tun etwas für die Umwelt und erwarten von den Unternehmen ebenfalls ein Engagement für die Umwelt. Hier sehe ich eine große Chance für den stationären Handel, weil er - wie schon beschrieben - nicht diesen großen CO2-Fußabdruck hat wie der Onlinehandel.
Der dritte Trend ist bewusster Konsum. Ein Großteil der Menschen bevorzugt eher weniger Produkte, dafür aber solche von höherer Qualität. Der Preis als Faktor ist bei ihnen gar nicht so entscheidend, die Bedeutung des Preises ist in den vergangenen Jahren sogar gesunken. Das hatten wir eigentlich anders erwartet. Für ein Drittel der Menschen muss ein Produkt ihren Bedürfnissen, Werten und Idealen entsprechen. Sie kaufen dann bewusst auch Marken, die eine Sache unterstützen, an die sie glauben. In diesem Zusammenhang ist die Kundenbeziehung besonders wichtig. Die Menschen sind nicht nur anspruchsvoll bei der Produktqualität und der Herstellung von Produkten, sondern achten sehr genau darauf, wie ihre Bedürfnisse im Handel erfüllt werden. Werden sie enttäuscht, wird eben mal schnell der Händler gewechselt. Daher ist mein wichtigster Rat: Stellen sie die Kund*innen wirklich in den Mittelpunkt.
Petra Süptitz ist Director Marketing & Consumer Intelligence bei GfK in Nürnberg, beschäftigt sich mit Konsumententrends und dem Verhalten von Konsumenten. Sie ist verantwortlich für die internationale Konsumentenstudie "GfK Consumer Life", bei der jedes Jahr 30.000 Konsument*innen auf der ganzen Welt zu ihren Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen befragt werden.
Es ist sicher so, dass man trotz der vielen Aspekte, die hier Frau Süptitz hier anspricht, man noch nicht genau sagen kann, wie die Dinge sich jetzt und nach der Pandemie entwickeln werden.
Viele Varianten sind letztendlich im Handel dann möglich.
Es wird sich aber dann alles zeigen, wenn nach der Ampelfunktion Rot, Gelb und Grün der Einzelhandel wieder öffnen wird.
Entscheidend sind aber immer noch die genauen Infektionszahlen, an denen
sich alles weitere ausrichten wird.
Es wäre sicher verfrüht, wenn man alles gleichzeitig öffnen würde.
Mit der vorgefassten Ampelstruktur Rot, Gelb und Grün ist ein Instrument vorhanden, welches man auch für Öffnungen gut einsetzen kann.
Vorsicht ist jedenfalls noch immer geboten.
Wie dies dann alles genau aussehen wird, ist direkt nicht voraussehbar.
Harald Kraft