Bis dieses Ziel erreicht werden kann, müsse erst einmal die derzeitige Krise bewältigt werden. Michael Busch bezeichnete die Corona-Pandemie als "Desaster", das alle betreffe. Aus unternehmerischer Sicht sei sie eine Periode, durch die man hindurchmüsse, "ohne dabei zu viel Geld zu verlieren". Wie alle Buchhandlungen leide natürlich auch Thalia Mayersche sehr unter den Ladenschließungen, sagte er.
Allerdings komme seinem Unternehmen zu Gute, dass die Kunden alle Kanäle nutzen: digital, online und stationär. Das zahle sich aus. So sei das erste Halbjahr 2020 für Thalia Mayersche erfolgreich gewesen und man habe ein Umsatzwachstum erzielt. Als Grund führte Busch unter anderem an, dass Amazon-Kunden und damit Marktanteile gewonnen werden konnten, "weil wir vor Ort und fähig waren, an der Tür zu liefern. Wir waren da für unsere Kunden".
Den Marktanteil von Thalia Mayersche im Jahr 2019 bezifferte Busch, basierend auf GfK-Zahlen, im stationären Geschäft auf 23,3 Prozent (im Vergleich zu 17 Prozent im Jahr 2014). Der Online-Anteil liege bei 12,5 Prozent (2014: neun Prozent), digital mit Tolino etc. würden 24,5 Prozent erlöst (2014: 16 Prozent).
Der CEO betonte, dass die stationären Buchhandlungen ein wichtiger und lebendiger Teil des Thalia-Geschäftsmodells seien und bleiben werden. "Im Vergleich zu anderen sehen wir eine großartige Zukunft für stationäre Buchhandlungen, wenn auch nicht unbedingt für die großen Flächen." Als bedenkenswert nannte er, dass die Kostenstruktur durch Mieten und Personalkosten in den Läden weniger flexibel sei, im Online-Geschäft dagegen man es mit einer aufwändigen Logistik sowie geringeren Margen zu tun habe. Wenn das stationäre und das Online-Geschäft noch besser kombiniert werden könnten, würde der Internethandel weiterhin neue Kunden in die Läden bringen. Davon ist Busch überzeugt.
Corona ist noch da. Und es ist völlig nach vorne offen, wie sich die Buchbranche nach Corona überhaupt entwickeln wird.
Nur kann man jetzt schon nicht alles voraussagen wollen, wie es
Herr Michael Busch nun meint.
Corona hat leider auch das bisherige Verhalten der Menschen sehr verändert und dies kann nicht von jetzt gleich auf ein paar Tage später geändert werden.
Insgesamt haben sich die ganzen Märkte verschoben.
Und auch die Bedürfnisse mancher Menschen sind zurückhaltender geworden.
Zunächst ist doch alles in einer sogenannten Wartestellung und man weiß noch nicht so richtig, wie es in den kommenden Monaten so weiter laufen wird.
Auch im Buchhandel sollte man einmal über den eigenen Tellerrand hinaussehen und sich fragen, wie es insgesamt so im Handel aussieht.
Ein immer noch mehr an Wachstum wird es nicht geben, denn da sind und werden langsam Grenzen sichtbar.
Es wird also besser sein, weiter zu beobachten und auf ein ganz neues verändertes Marketing zu setzen.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist in erster Linie, dass die Preisbindung für
Bücher bleibt.
Zudem werden die Vielfalt der Medien, auch in der Digitalisierung und den E-Books weiter ausgebaut werden.
Trotzdem sollte das Buch in seiner Form (also haptisch in den Händen halten)
seinen Platz innerhalb der Medien behalten.
Bücher gehören mit in unsere mediale Welt dazu.
Harald Kraft
OHA, ich werde alt,…
…denn an das Frühjahr 2020 erinnere mich ein wenig anders als der Tahlia-CEO Michael Busch, der das eigene Umsatzwachstum im 1. Halbjahr 2020 laut Börsenblatt so erklärt: „…weil wir vor Ort und fähig waren, an der Tür zu liefern. Wir waren da für unsere Kunden“.
Soweit ich mich erinnern kann, passierte in den ganz harten Lockdown-Wochen im Frühjahr 2020 folgendes:
• Amazon tauchte teilweise ab, um wichtigere Dinge zu verkaufen.
• Thalia und Mayersche tauchten vor Ort komplett ab und hofften auf das letzte Standbein des Omnichannel-Getöses, nämlich ihren Shop.
Besonders diese zwei Faktoren sind es übrigens u.a., die den in dieser Zeit und später so großen Erfolg der unabhängigen Sortimente erklären, die mit extrem viel Einfallsreichtum die Nicht-Lieferfähigkeit der Konkurrenz zum Wohle der Kunden ausgebügelt haben und diesen nicht im Stich ließen.
Da mag sich in dieser Zeit der ein oder andere Amazon-Kunde notgedrungen auch in den Thalia-Shop verirrt haben, aber von direkt vor Ort aus wurde er meines Wissens nach wohl keinesfalls adäquat versorgt. Wenn Michael Busch sich diese Leistung („…weil wir vor Ort und fähig waren, an der Tür zu liefern. Wir waren da für unsere Kunden“) im Nachgang an die eigene Brust heftet, dann ist dies entweder eine sinnentstellende Zusammenfassung der leider nicht öffentlich zugänglichen Podiumsdiskussion – oder es ist Geschichtsverklärung und Framing vom Allerfeinsten, in diesem Fall aber leider extrem durchschaubar.
Kann es im Übrigen sein, dass Thalia noch nicht mitbekommen hat, dass ein Teil der des deutschen Sortiments durchaus professionell arbeitet, aber dabei andere Prioritäten verfolgt und den Begriff „Buchhandel“ einfach anders definiert als dies in Hagen der Fall ist?
Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln
Was für eine bodenlose Überheblichkeit! Wir arbeiten seit Jahren professionell und erfolgreich. In der Pandemie erfolgreicher als Herrn Buschs Läden, die auch hier bei uns in Kassel abgetaucht sind. Das Plattformmodell ist Humbug, damit will Busch sich den guten Ruf des unabhängigen Buchhandels einverleiben und weiter so tun als wäre sein Konglomerat ein "familiengeführtes Unternehmen". Wenn wir Unabhängigen eines nicht brauchen ist es Herrn Busch´s Plattform und einen Herrn Busch der meint für den Buchhandel zu sprechen, nachdem er - wie die Osianders übrigens auch - wo er konnte - den unabhängigen Buchhandel platt gemacht hat.
Jens Bartsch - Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln