Startschuss für den KulturPass

Claudia Roth: "Interrail-Ticket in die Kultur"

20. April 2023
Sabine van Endert

Bei SAP in Berlin gab es am 20. April von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihren Partnern erste Details zum KulturPass: Im Juni sollen Online-Plattform und mobile App für alle verfügbar sein, die in diesem Jahr 18 Jahre alt geworden sind oder werden - mit einem Guthaben von 200 Euro für Bücher, Museen, Theater und mehr.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth erläutert den Kulturpass

„Wir wollen die junge Generation mit der Kultur in unserem Land verbinden“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in Berlin. Der KulturPass sei das zentrale Projekt in ihrem Haus im laufenden Jahr, ob der Geldsegen für junge Leute verstetigt und auf weitere Altersgruppen ausgeweitet wird, müsse sich 2023 erweisen.  

Für das Pilotprojekt stehen 100 Millionen Euro zur Verfügung, „in diesen Zeiten eine erklecklich große Summe“, so Roth, doch gerade in Krisenzeiten würde die Kultur gebraucht, sie sei „kein Add-on, das man sich nur in guten Zeiten leistet“. Der KulturPass sei ein wichtiges Signal an die junge Generation, die besonders von Corona betroffen gewesen sei. Das Angebot sei ein „Interrail-Ticket in die Kultur“, die jungen Menschen könnten in großer Freiheit ausprobieren und ohne Vorgaben entscheiden, was sie kulturell erleben wollen. Laut Statistischem Bundesamt feiern 2023 etwa 750.000 Jugendliche in Deutschland ihren 18. Geburtstag. Das 200-Euro-Budget kann im Laufe von zwei Jahren eingelöst werden.

Ein Signal sei der KulturPass auch in Richtung der Anbieter von Kultur, die ebenfalls massiv von Corona betroffen waren – und zum Teil immer noch unter den Folgen der Pandemie leiden. „Wir wollen die Szene nicht nur in Berlin, Köln oder Augsburg, sondern auch in den ländlichen Regionen unterstützen“, so Roth. Ob Buch- oder Instrumentenkauf – der Fokus liegt auf der Live-Kultur, Internetplattformen sind ausgeschlossen. Ausgegeben werden können die 200 Euro in den Hauptkategorien Konzert & Bühne, Museen & Parks, Kino, Tonträger, Noten, Musikinstrumente – und natürlich Bücher. In Frankreich wurde bei einem vergleichbaren Angebot etwa die Hälfte des Budgets in Bücher investiert.

„Ein Design, das man dem Absender abnimmt“

KulturPass-Partner für die Gestaltung der Kampagnen in Richtung Kulturanbieter und 18-Jährige ist die Agentur Zum Goldenen Hirschen, die mit 380 Mitarbeitern zu einer der größten inhabergeführten Agenturen Deutschlands zählt. In Berlin zeigte Geschäftsführer Alexander Lange die in Fokusgruppen getestete Bildsprache, die in Farben, Typografie usw. fast übertrieben bunt ist, Zitate aus Punk, Pop und Crunge enthält, an den Künstler Keith Haring erinnert – und die man „dem Absender trotzdem abnimmt“, so Lange. Im Fokus steht das Logo – ein Auge auf blauem Grund; „auffällig und zeitlos“, wie Lange findet. Einen ersten Eindruck kann man sich auf der Website www.kulturpass.de verschaffen.

Bildmarke der Kulturpass-App

Identifikationsverfahren, so einfach wie möglich

Hinter der Technik steht der Softwareentwickler SAP, der für die Bundesregierung auch schon die Corona-App entwickelt hat. Für insgesamt mehr als 15 Millionen Euro soll SAP das Projekt KulturPass mit der Beschaffung von Software-Komponenten und Entwicklung unterstützen, darunter die mobile App und Website mit allen notwendigen Funktionen wie Anbieter- und Käufermanagement, Zahlungsabwicklung und Datenspeicherung. Zu den Herausforderungen gehört u.a. das Identifikationsverfahren und der Umgang mit der Personalausweis-PIN, die nur wenige Jugendliche parat haben dürften.

Kulturpass-Identifikationsverfahren

Kleinere Kulturanbieter ins Boot holen

Verwalterin, Unterstützerin, Schnittstelle und Ansprechpartnerin ist die Stiftung Digitale Chancen mit Sitz in Berlin. „Wir wollen auch die kleinen Kulturanbieter ansprechen, die keine Ressourcen und digitalen Erfahrungen haben“, sagte Projektleiter Stephan Seiffert. Die Stiftung übernimmt u.a. die Verwaltung und den Betrieb des Marktplatzes, bietet Unterstützung bei der Registrierung und Bedienung an, kümmert sich um das Community Management, die Abwicklung der Zahlungsflüsse an die Anbietenden, die Steuerung der Kommunikation und Kampagnenarbeit und die Redaktion des Marktplatz-Portals in der App und auf der Website.

Bei der Pressekonferenz

Unterstützung für Buchhandlungen

Die nächsten Meilensteine sind erreicht: Die Website www.kulturpass.de wurde mit der Auftaktveranstaltung in Berlin freigeschaltet, ebenfalls am 20. April hat die Beta-Testphase für Kultur-Anbieter begonnen. Ab Mitte Mai sollen sich die Kulturanbieter anmelden können. Für die Jugendlichen gehen App und Website mit allen Angeboten im Juni an den Start.

Der Börsenverein informiert in den nächsten Wochen regelmäßig über Teilnahme- und Werbemöglichkeiten; alle Informationen und Angebote werden unter www.boersenverein.de/kulturpass gebündelt. Für Mitte Mai ist außerdem in Zusammenarbeit mit dem BKM und SAP ein Info-Webinar geplant.
-> Bereits bei der Leipziger Buchmesse gibt es am Stand des BKM eine Info-Veranstaltung für den Buchhandel (Freitag, 28. April, 11 Uhr, Halle 2, B 401).