Hochwasserschäden

Buchhandlungen stehen unter Wasser

16. Juli 2021
Redaktion Börsenblatt

Die Hochwasserschäden im Westen von Deutschland sind groß: Auch Buchhandlungen in Rheinland-Pfalz und NRW wurden überflutet. Die Landesverbände und das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels sind dabei, die Betroffenen zu unterstützen; auch Verlage bieten bereits Unterstützungen an.

Betroffen sind bislang folgende Gegenden:

  • In Bad Münstereifel flutete die Erft in die Buchhandlung am Markt und verwüstete den Laden. Inhaber Joseph Mütter konnte sich in die obere Etage des über 500 Jahre alten Hauses retten und konnte nur zuschauen, wie das Wasser immer höher stieg.
  • In Eschweiler wurde die Buchhandlung Oelrich & Drescher geflutet. Sie hat inzwischen viele Hilfsangebote erreicht, aber: "Da gibt es nichts mehr aufzuräumen. Das ist wegen des Ölschlamms auch nicht gesund, längere Zeit ohne Atemschutzgeräte" schreibt die Buchhandlung auf ihrer Facebook-Seite. Die Aufräumarbeiten wird sie deshalb Spezialisten überlassen.
  • In Nettersheim hat das Hochwasser Inas Scheune verwüstet. Die "Kölnische Rundschau" schreibt: "Ina Nagelschmitz steht wie einige ihrer Nachbarn an der Bahnhofstraße in Nettersheim vor den Trümmern ihrer Existenz. 'Das hier ist mein Kind. Ich habe das Geschäft seit 30 Jahren. Was nun wird, ich weiß es nicht.' Ihre Postfiliale, die Buchhandlung, der Schreibwarenladen: alles zerstört." 
  • Besonders stark betroffen ist der Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo rund 1300 Menschen vermisst werden. Das Mobilfunknetz ist lahmgelegt, weshalb es keinen Handy-Empfang gibt und viele Menschen nicht erreichbar sind. Auf ihrer Website informiert die Buchhandlung am Ahrtor, dass ihre Läden in Ahrweiler und Bad Neuenahr komplett unter Wasser gestanden haben, "zurück blieben Schlamm und Zerstörung." "Wir wissen noch nicht, wann wir wieder eine "richtige” Buchhandlung mit schönen Räumen haben werden", schreibt Inhaberin Jessica Bälz.
  • Laut SWR kam es im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler bereits zu Plünderungen.
  • Unklar ist die Lage in Adenau. Die Buchhandlung Berens ist zum Glück bislang verschont geblieben; allerdings ist sie weiterhin ohne Telefonverbindung. Die Inhaber packen Pakete für Flutopfer und versuchen, über Verlage Kinderbücher zu bekommen zum Verteilen. Dem Landesverband HRS ist es bislang noch nicht gelungen, Kontakt zur Buchhandlung Karl Rees  aufzunehmen.
  • In Wuppertal sind die Keller vieler Läden mit Wasser vollgelaufen, wie in der Buchhandlung v. Mackensen.
  • In Rheinbach sind Teile noch ohne Strom, so dass die Geschäfte wie die Buchhandlung Kayser geschlossen sind.
  • Auch Hagen wurde von Wassermassen und Schlamm stark getroffen. Der Buchhandelsfilialist Thalia ist an mehreren Standorten vom Hochwasser betroffen.

Kathrin Bucher vom Landesverband HRS und Astrid Bourquardez von der Regionalgeschäftsstelle NRW versuchen, mit Buchhandlungen in den vom Hochwasser betroffenen Landesteilen Kontakt aufzunehmen. Wenn Elementarschäden von der Versicherung nicht gedeckt werden, sollten sich Buchhandlungen an ihren jeweiligen Landesverband wenden. Sie können Unterstützung aus dem Hochwasserfonds des Sozialwerks des Deutschen Buchhandels bekommen.

Wer die betroffenen Buchhandlungen unterstützen möchte, kann dies tun beim Sozialwerk des Deutschen Buchhandels, Stichwort "Hochwasser 2021", Postbank, IBAN DE51 5001 0060 0078 1186 01,
BIC PBNKDEFF.

Vorsteherin dankt den Rettungskräften

"Ich fühle mit den Kolleginnen und Kollegen und wünsche Kraft und Zuversicht, vor allem aber rasche Hilfe und nachhaltige Unterstützung", schreibt die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs. "Ich habe meine Kindheit ja in Bonn verbracht, die Gegend an Ahr, Lieser und in der Eifel, da waren wir an den Wochenenden, insofern treffen die Bilder mich doppelt." Schmidt-Friderichs dankt "allen, die vor Ort helfen, Feuerwehr und Rettungskräften und den Krisenstäben, die sie koordinieren. Solche Unwetter sind leider Teil des menschengemachten Klimawandels, deshalb wünsche ich mir von der Politik, dass wir die Klimaziele ernster nehmen. Von Herzen mit Ihnen vor Ort: Ihre Karin Schmidt-Friderichs".

Kurze Checkliste für betroffene Buchhandlungen

Der auf die Buchbranche spezialisierte Versicherungsexperte Wulff und Partner rät betroffenen Buchhandlungen, insbesondere an die folgenden Punkte zu denken:

  • Schadensminimierung (Schaden gering halten)
  • Dokumentation (aussagefähige Fotos). Bevor verdorbene Ware vernichtet und entsorgt wird, alles in Bildern festhalten.
  • Schaden melden (im Fall von Wulff und Partner genügt eine einfache Mail)
  • Schadenshöhe angeben, falls überhaupt bezifferbar
  • Arbeitsstunden für’s Aufräumen auflisten und auch bei der Schadensmeldung angeben.

Verlage und Genossenschaften bieten Unterstützung an

So will etwa der Tessloff Verlag geschädigte Buchhandlungen unbürokratisch bei einem Neustart unterstützen und bietet ein kostenloses Topseller-Paket im Wert von 250 € LP an, das bis 31.08.2021 direkt beim Verlag geordert werden kann (vertrieb@tessloff.com) mit einem späteren Liefertermin, damit die Bücher zum richtigen Zeitpunkt eintreffen.

Auch die LG Buch unterstützt betroffene Mitgliedsbuchhandlungen, vom Hilfsmaterial beim Räumen bis zur Hilfe beim Organisieren von Lieferstopps.