Buchhandel in Frankreich

Boykott-Aufrufe gegen Amazon und Portohilfe vom Staat

6. November 2020
Redaktion Börsenblatt

Um Buchhändler während des Corona-Lockdowns zu stärken, übernimmt die Regierung in Frankreich jetzt die Portokosten. Denn Buchhandlungen müssen weiter geschlossen bleiben. Im Land werden Boykott-Aufrufe gegen Amazon laut.

Die französische Regierung kündigte am Donnerstag an, unabhängigen Buchhändlern wegen der Zwangsschließung ihrer Läden die Versandkosten zu ersetzen. Dies solle es kleinen Händlern ermöglichen, "mit großen Internetplattformen" in Konkurrenz zu treten, so Wirtschaftsminister Bruno Le Maire nach mehrtägigen Protesten der Buchhändler. Für den Handel bedeutet das, dass sie ihren Kunden den Mindestsatz an Portokosten von einem Cent belasten können für die Lieferung. Diese Mindestgebühr war eingeführt worden, um die Werbung mit „kostenlosen Lieferungen“ von Seiten des Internethandels, allen voran Amazon, zu unterbinden.

Unterstützung gib’s auch von anderer Seite: So hat eine Supermarktkette um Intermarché und Netto angekündig, dass Buchhändler in den Märkten ihre Bücher anbieten können. Denn nicht alle kleinen Geschäfte seien in der Lage, über das Internet zu verkaufen, wird der Intermarché- Vorsitzende Thierry Cotillard in der Nachrichtenagentur AFP zitiert. Stress und Proteste hatte es zuvor gegeben, weil Buchhandlungen geschlossen bleiben müssen, aber die Buchabteilungen in Supermärkten weiterhin geöffnet waren.

Boykott-Aufruf gegen Amazon

Außerdem haben mehrere Politiker die Franzosen dazu aufgerufen, den Onlinehändler Amazon zu boykottieren. Prominentes Beispiel: die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo forderte vehement: ""Kaufen Sie nicht bei Amazon! Amazon führt zum Tod unserer Buchhandlungen." Hidalgo versucht Druck auf die Regierung auszuüben, die Buchhandlungen trotz Lockdown wieder zu öffnen, doch danach sieht es aktuell nicht aus, denn die Coronazahlen steigen in Frankreich immer weiter.

Währenddessen haben Wemap und das Branchenmagazin „Livres Hebdo“ eine interaktive Karte online gestellt, auf der sich Buchhandlungen eintragen können, die einen Click und Collect-Service anbieten.

Ob all das die Lage der französische Buchhändler verbessert, ist fraglich. Ein weiterer Schlag ins Kontor dürfte die Verschiebung des Prix Goncourts sein. Die Jury will erst dann verraten, wer den wichtigsten französischen Literaturpreis erhält, wenn der Buchhandel wieder öffnen darf.