Mannheim

Bernhardus-Buchhandlung schließt

28. November 2024
Jule Heer

Die mehr als 100 Jahre alte Bernhardus-Buchhandlung in Mannheim schließt Ende Januar. Geschäftsführer Bernhard Droste spricht über die Gründe, seine schönsten Erinnerungen und darüber, wie die Stammkund:innen auf die Nachricht reagiert haben.

Monika Tristram-Droste, ebenfalls seit 1990 in der Buchhandlung tätig, und Geschätsführer Bernhard Droste

Monika Tristram-Droste, ebenfalls seit 1990 in der Buchhandlung tätig, und Geschätsführer Bernhard Droste

 

Zu viel Bürokratie

Es handele sich um "ein Bündel an Gründen", das schließlich zu der schwierigen Entscheidung geführt habe, die familiengeführte Buchhandlung aufzugeben, erzählt Droste. Als solche nennt er unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung, verringerte Parkmöglichkeiten bei zugleich steigenden Parkgebühren sowie die zunehmende Bürokratisierung. Doch auch die immer weiter zurückgehende Zahl aktiver Kirchenmitglieder habe sich bei der Nachfrage bemerkbar gemacht – die Bernhardus-Buchhandlung führt ein breites Sortiment von Titeln zu den Themen Religion und Glaube: "Das Publikum altert nach oben weg."

Eine starke Stammkundenbindung

Von Stammkund:innen, die zunächst überrascht und vor allem traurig auf die Nachricht der Schließung reagierten, habe er teilweise herzzerreißende Briefe erhalten, erzählt Droste. Eine Kundin bat ihn sogar, zum Abschied ein von ihm empfohlenes Buch für sie zu signieren. Es sei nicht nur das gründlich ausgewählte Sortiment an Büchern, dass diese an der Bernhardus-Buchhandlung geschätzt hätten, sondern auch das Angebot an Non-Book-Artikeln wie Trauerkarten und beschrifteten Kommunionkerzen. Der Jahreskatalog sei von vielen Kund:innen immer ungeduldig erwartet worden, so Droste. Dass so eine starke Kundenbindung bestehe, sei schön zu erleben: "Die Leute haben gewusst, worauf sie sich einstellen können, und wir wussten, was wir ihnen bieten können." Droste vertraue darauf, mit den Stammkund:innen durch die Bücher mit ihren Gedanken und Botschaften auch in Zukunft in guter Verbindung zu bleiben.

Vertrauen in die Zukunft

"Ich bin hier in der Buchhandlung groß geworden", sagt Droste, der auf viele Jahrzehnte als Teil des Familienunternehmens zurückblickt. Insbesondere an die Jubiläumsfeiern erinnert er sich gerne zurück: Zum 50. Buchhandlungsgeburtstag war Jörg Zink als Festredner eingeladen, zum 75. der Bestsellerautor Anselm Grün. Drostes Resümee: "Es war schön zu wissen, dass wir immer nah am Ball waren und das bieten konnten, was die Kunden und Kundinnen nachgefragt haben." Was genau die Zukunft bringe, ist für Droste noch offen, er vertraue jedoch den Worten des Jesuitenpaters Alfred Delp: "Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt."