Branchen-Monitor Buch: Jahresbilanz 2020

Ausgebremst

7. Januar 2021
Christina Schulte

Das Jahr 2020 verlangte der Branche vieles ab. Die erfolgreiche Aufholjagd nach dem ersten Lockdown wurde durch den zweiten abrupt beendet. Die wichtigsten Zahlen aus dem Branchen-Monitor Buch.

Welch ein Jahr! Hätte jemand Anfang Januar 2020 prognostiziert, dass die Läden in Deutschland in den meisten Bundesländern gut sechs Wochen geschlossen bleiben werden – niemand hätte das für möglich gehalten. Zwei Lockdowns, der erste vom 18. März bis zum 20. April, der zweite seit dem 16. Dezember, haben 2020 nicht nur in dieser Hinsicht zu einem Ausnahmejahr gemacht. Dass der Buchhandel vor Ort die vergangenen zwölf Monate nach Berechnungen des Branchen-Monitors Buch von Media Control mit einem einstelligen Umsatzminus von ­lediglich 8,7 Prozent abschließt, ist eine groß­artige Leistung und hat eine gewaltige Kraftanstrengung der gesamten Branche erfordert. Es steht allerdings zu befürchten, dass die Umsätze, die mit hohen Ressourceneinsätzen und oftmals wenig attraktiven Margen erkauft wurden, die ohnehin mageren Betriebsergebnisse vieler Buchhandlungen weiter verschlechtern werden.

»Das Corona-Jahr 2020 hat die Buchbranche deutlich getroffen«, so die Bilanz der Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs. Zwar spiele das Buch für die Menschen in der Krise eine herausragende Rolle: »Die Lesebegeisterung war groß und die Nachfrage nach Büchern über weite Teile des Jahres hoch. Doch der Lockdown im Dezember machte der Branche einen Strich durch die Rechnung«, konstatiert die Vorsteherin. Die erneuten Ladenschließungen mitten im Weihnachtsgeschäft hätten die Aufholjagd gestoppt, mit der es dem Buchhandel fast gelungen wäre, die Einbußen aus dem Lockdown im Frühjahr auszugleichen.

Ungute Voraussetzungen

Am Anfang des gerade begonnenen Jahres steht deshalb ein großes Fragezeichen: Welche wirtschaftlichen Auswirkungen wird der mindestens bis Ende Januar dauernde Lockdown auf den Buchhandel haben? Karin Schmidt-Friderichs sagt: »Aufgrund der fortgesetzten Ladenschließungen werden wir mit einem massiven Minus in das Jahr starten. Die Perspektiven für Verlage und Buchhandlungen sind ungewiss.« Die Branche werde alles dafür tun, die Menschen weiterhin zuverlässig mit Büchern zu versorgen. Wichtig sei dabei auch die kontaktlose Abholung von bestellten Büchern, so die Vorsteherin. Nachdem Baden-Württemberg und Bayern diese Möglichkeit nun ebenfalls einräumten, sei die kontaktlose Abholung allein in Sachsen nicht erlaubt. "Wir fordern die Regierung Sachsens dringend auf, hier nachzuziehen. Der Abholservice ist für Buchhandlungen unabdingbar, um die Schäden durch die Schließungen abzufedern.“

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