Medienberichte

Amazon macht stationäre Buchläden dicht

3. März 2022
Redaktion Börsenblatt

Paukenschlag aus Seattle: Amazon will laut Medien alle seine stationären Buchläden in den USA und Großbritannien schließen. Der Online-Händler will sich künftig auf seine Lebensmittelmärkte wie Amazon Fresh und WholeFoods Market konzentrieren.

Das meldet die "WirtschaftsWoche" mit Bezug auf eine Amazon-Mitteilung vom Mittwoch (auch Reuters berichtet darüber). Danach wolle Amazon alle seine stationären Buchläden sowie seine 4-Sterne-Läden und Pop-up-Standorte (die auch Bücher im Angebot haben) schließen. Der Schritt betreffe 66 Läden in den USA und zwei in Großbritannien (darunter laut "Publishers Weekly" 24 reine Buchläden). Wie viele Beschäftigte davon betroffen sein werden, sage Amazon nicht. "Publishers Weeky" setzt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl bei den Buchläden mit rund 20 an.

Die Läden sollen zu verschiedenen Terminen schließen, die Kund:innen durch Schilder darauf hingwiesen werden, so Reuters. Die Mitarbeiter:innen bekämen eine Abfindung oder könnten einen neuen Arbeitsplatz in einem der nahegelegenen Geschäfte des Unternehmens, etwa den Amazon Fresh Lebensmittelmärkten, erhalten.

Amazon wolle sich künftig auf die Lebenmittelmärkte Amazon Fresh, WholeFoods Market, sein Convenience-Konzept Amazon Go und seine Amazon Style-Läden zu konzentrieren. Der erste Amazon Style-Laden, mit Mode und Accessoires, soll noch 2022 in einem Einkaufszentrum in Südkalifornien eröffnet werden. Am Kaufhauskonzept wolle Amazon festhalten, berichtet Reuters.

Amazon hatte seinen ersten stationären Buchladen 2015 eröffnet. Der Schritt komme laut "WirtschaftsWoche" zu einem Zeitpunkt, an dem sich das allgemeine Umsatzwachstum von Amazon verlangsame und das Unternehmen nach neuen Wegen suche, den Umsatz wieder anzukurbeln.

Im Pressebereich von Amazon.com findet sich am Morgen des 3. März noch keine Mitteilung dazu.

Hintergrund

Im SEC-Filing zur Jahresbilanz 2021 nennt Amazon die Anzahl von 672 stationären Läden in Nordamerika (hauptsächlich Lebensmittelmärkte) und sieben im internationalen Segment – die 68 Läden, die geschlossen werden sollen, hätten daran einen Anteil von rund 10 Prozent. Die 24 "Bookstores" einen Anteil von 3,6 Prozent.

Als Nettoumsatz mit stationären Läden meldet Amazon für 2021 insgesamt 17,075 Milliarden Dollar, das waren 3,6 Prozent vom Gesamtumsatz (469,8 Milliarden Dollar). Im Vergleich zu 2019 ist der Anteil damit – wohl auch coronabedingt – weiter zurückgegangen:

  • 2019: 17,192 Milliarden Dollar = 6,1 Prozent von einem Gesamtumsatz von 280,5 Milliarden Dollar.
  • 2020: 16,227 Milliarden Dollar = 4,2 Prozent von 386,1 Milliarden Dollar Gesamtumsatz.

Beim Umsatz in den stationären Läden sind dabei Produktverkäufe erfasst, bei denen Kund:innen die Artikel physisch in einem Geschäft auswählen. Verkäufe von Waren, die online zur Lieferung oder Abholung in die Filialen bestellt wurden, werden laut Amazon im Bereich "Online Stores" berücksichtigt.

Amazon hatte seinen ersten stationären Buchladen 2015 in den USA ausgebaut – und das Netz in den folgenden Jahren zur Sorge des vorhandenen, stationären Buchhandels stetig erweitert, es wurde gar über den Aufbau der zweitgrößten US-Buchhandelskette gemutmaßt. Auch über mögliche Amazon-Buchläden in Deutschland gab es regelmäßig Spekulationen, das ist durch die aktuelle Entscheidung Amazons vom Tisch.

Über mögliche Pläne für Deutschland und die Amazon-Läden insgesamt hatte Börsenblatt online regelmäßig berichtet: