Buchläden, so Hunter, seien wesentlich mehr als Verkaufsstellen: Sie seien Treffpunkte, Buchclubs, Veranstaltungsorte, die die Kultur stärken würden. Mit Bookshop.org wolle man auch Amazon begegnen, dessen schnelles Wachstum die Zukunft des unabhängigen Buchhandels gefährde.
Das Besondere für den unabhängigen Buchhandel sei, so Hunter, dass ihm auf Bookshop.org keine Kosten entstünden. Die Buchläden könnten beim Verkauf von Büchern über die Plattform die volle Gewinnmarge verdienen. Finanziert wird dies durch ein ausgedehntes Affiliate-Programm für Verlage und Zeitungen, bei dem bookshop.org 20 Prozent Provision nimmt, von denen wiederum zehn Prozent in den Betrieb der Buchhändler-Plattform fließen. Für die Auslieferung der Buchbestellungen in den USA sorgt der Buchgroßhändler Ingram. Besonders hoch, so Hunter, sei die Conversion Rate auf Bookshop.org. Zwölf Prozent der Besucher würden ein Buch kaufen, üblich seien im Schnitt auf anderen Plattformen sechs Prozent. In den ersten elf Monaten seit dem Start von bookshop.org habe man 50 Millionen Dollar Umsatz mit Büchern gemacht.
Inzwischen hat Bookshop.org auch einen Ableger für Großbritannien eröffnet. Ob die Plattform auch ein Vorbild für eine unabhängige Buchhandelsplattform in Deutschland sein könnte, hat Boersenblatt online Andy Hunter gefragt.
"So wie ich den Buchmarkt in Deutschland verstehe, ja. Es gibt eine robuste unabhängige Buchhändlergemeinschaft, mehrere starke Großhändler, zuverlässige Versanddienste und Kunden, die den Wert der Unterstützung lokaler Buchhandlungen verstehen", sagt Hunter. "Daher glaube ich, dass es gut laufen könnte, und wir würden uns freuen, das Modell zu den deutschen unabhängigen Buchhändlern zu bringen, wenn sie die Idee unterstützen und uns dabei haben wollen. Wir würden das Modell und die Technologie mitbringen, ein deutsches Team aufbauen und mit den Buchhändlern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir in erster Linie sie unterstützen." Gespräche mit deutschen Verlegern und Buchhändlern hat Hunter noch nicht geführt, der Jahresstart der IG Belletristik und Sachbuch sei das erste formelle Treffen mit Vertretern der deutschen Buchbranche gewesen.