Die Sonntagsfrage

Bookplay belohnt fürs Vorlesen – wie funktioniert Ihre App, Anna Heimer?

16. Juni 2024
Redaktion Börsenblatt

Anna Heimer hat Bookplay gegründet, eine App, die das Vorlesen von Büchern belohnt. Wie funktioniert das? Welches Geschäftsmodell steckt dahinter? Was gibt es als Belohnung und können sich auch Verlage und Buchhandlungen bei Bookplay einbringen? Das beantwortet Anna Heimer in der Sonntagsfrage.

In drei Sätzen: Wie funktioniert Bookplay

Bookplay ist eine App, die Familien für das Vorlesen belohnt, indem sie die Lesehäufigkeit und -dauer mithilfe einer Spracherkennung erfasst, dabei aber gleichzeitig eine passive Rolle spielt: das Mobilgerät mit der App muss nur in der Nähe sein, während aus einem Buch vorgelesen wird. NutzerInnen sammeln Punkte für jede gelesene Minute, die sie gegen Belohnungen bei Partnern einlösen können. Bookplay motiviert diejenigen, die noch nie oder selten vorgelesen haben, und belohnt alle, die vorlesen.

Was ist ein "bookplay-fähiges" Buch?

Das ist ein normales Buch, dessen Text digital eingelesen wurde und das während des Vorlesens von unserer App erkannt wird. Jedes Buch kann bookplay-fähig werden. Die Integration ist für Verlage einfach und kostenlos.

Die Betaphase läuft – wie ist die Resonanz?

Die Resonanz der Betaphase ist überwältigend positiv! Über 100 Familien haben sich angemeldet. Besonders schön ist, dass auch Familien, die vorher selten oder gar nicht vorgelesen haben, nun mit Begeisterung dabei sind. Derzeit testen wir mit acht Büchern des Schwager & Steinlein Verlags, was großartig funktioniert, aber wir brauchen dringend mehr Titel.

Bookplay will Eltern und Kinder fürs Vorlesen belohnen. Wie viele Stunden muss vorgelesen werden, bis es eine Belohnung gibt?

Stunden? Im Schnitt dauert das abendliche Vorlesen bei den Familien 7 Minuten. Im Betatest reicht eine kumulierte Vorlesezeit von 30 Minuten für die erste Belohnung. Ob sich das in Zukunft noch ändern sollte, werden wir sehen.

Worin besteht die Belohnung?

Die Belohnungen während des Betatests sind Gutscheine, die bei einem Onlinehändler eingelöst werden können. Der Onlinehändler ist (noch) kein Partner – die Gutscheine werden von uns gesponsert.

Wie hoch waren die Innovationskosten von Bookplay?

Unsere Innovationskosten liegen bereits im sechsstelligen Bereich. Wir entwickeln ständig weiter und fügen bald schon einen Kinderbereich der App hinzu, der Kinder für das Lautlesen anders belohnt, als die Eltern für das Vorlesen. Das wird spannend, aber kostet natürlich auch nochmal Entwicklung und Zeit. 

Übrigens wurde ich auch hier von meinen drei Kindern inspiriert – auf der heimischen Couch, beim Vorlesen und Kuscheln, kommen mir oft die besten Ideen. Naja, und manchmal auch teure. lacht

Womit will Bookplay Geld verdienen? Was ist das Geschäftsmodell?

Ich sehe Bookplay als ein "social loyalty program" für die grundlegendste Fähigkeit, die wir erlernen können: das Lesen. Unser Geschäftsmodell ähnelt bekannten Incentive-Programmen. Unternehmen, die das Lesen und somit die Bildung fördern und soziale Verantwortung übernehmen möchten, können unseren NutzerInnen Rabatte für ihre gesammelten Punkte anbieten. Das Besondere daran ist, dass es um Belohnungen für wertvolle Familienzeit geht, und nicht wie sonst nur für Konsum. Besonders wichtig ist mir, dass die App für NutzerInnen immer kostenlos bleibt, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Können sich auch Verlage und Buchhandlungen bei Bookplay einbringen und davon profitieren?

Absolut! Verlage können ihre Bücher sehr einfach und kostenlos durch uns „bookplay-fähig“ machen lassen. Dies eröffnet ihnen neue Zielgruppen und stärkt die Bindung zu ihren KundInnen. Wenn mehr (vor)gelesen wird, braucht es auch mehr Bücher – ein klarer Vorteil für alle!

Gibt es Vorbilder für Bookplay?

Bookplay ist einzigartig in seiner Kombination aus Spracherkennung und Belohnungssystem. Inspirationen habe ich aus bestehenden Loyalty-Programmen und Bildungs-Apps gezogen, die zeigen, wie Anreize das Nutzerverhalten positiv beeinflussen können. Unser langfristiges Ziel ist es, das Lesen zu fördern und Bildungsgerechtigkeit zu unterstützen – eine Mission, die mich begeistert und für alle Beteiligten, und für die Gesellschaft insgesamt, Vorteile bringt. Wenn es also Vorbilder für Bookplay gibt, dann sind das all jene, die sich täglich für mehr Bildungsgerechtigkeit einsetzen.

Wie viele Mitarbeiter hat Bookplay?

Unser Team besteht aus acht engagierten Menschen, die in Entwicklung, Produktmanagement, Partnerschaften und Skalierung tätig sind. Gemeinsam arbeiten wir daran, Bookplay kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln. Bei meinem Startup bin ich in allen Bereichen involviert und stehe oft persönlich im Kontakt mit unseren NutzerInnen. Das ist mir wichtig.

Was sind die nächsten Ausbaustufen von Bookplay?

In den nächsten Wochen führen wir den Kinderbereich ein, der Kinder für das Lautlesen belohnt. Das wird spannend, denn die Nachfrage der Eltern mit lesefähigen Kindern ist hoch. Wir arbeiten an der Integration weiterer Verlage, da jetzt schon viele Familien im Betatest immer häufiger fragen, ob bestimmte Bücher bald bookplay-fähig sind. Außerdem planen wir schon zahlreiche Termine mit Unternehmen, um sie für unser Loyalty-Programm zu gewinnen. Die Ergebnisse aus dem Betatest werden ständig ausgewertet – es gibt viel zu tun!

Fragen: Sabine van Endert