Theorie ist unentbehrlich, auch die Theorie der digitalen Transformation. Aber sie hat auch eine Kehrseite: die mangelnde Bereitschaft, sich zu verändern und etwas zu tun. Um "Fit für 2030" zu werden, um "Veränderung erfolgreich zu gestalten", so das Motto der Jahrestagung, muss also eine Menge in Bewegung gesetzt werden. Hermann Eckel, Mitglied des Sprechertrios der IG Digital, spitzte noch zu: "Wir haben eine Riesenlücke zu schließen. Wir müssen besser werden, dreimal besser, zehnmal besser ..." Und er beschrieb den Punkt, an dem die Branche gerade steht: "Wir müssen den Schritt vom Informieren ins Praktizieren gehen."
Umbruch bei Otto
Bei Otto, dem traditionsreichen Versender aus Hamburg-Bramfeld, hat dieser Prozess vor sieben Jahren begonnen, wie Martin Frommhold, Kommunikationschef des Unternehmens, in seiner Keynote sagte. Aus dem Unternehmen sollte eine Plattform werden, die sich anderen Marken und Handelspartnern öffnet, der "größte Umbruch in der Geschichte von Otto", wie ein Vorstand des Unternehmens meinte. Ein Umbruch, an dessen Anfang ein Kulturwandel im Unternehmen stand, mit neuen Umgangsformen, einer Duz-Kultur und einer Analyse der eingeübten Verhaltensweisen. An die Stelle des allgegenwärtigen "Immer" ("das haben wir schon immer so gemacht") sollte mehr Eigenverantwortung, mehr Konfliktfähigkeit, mehr Pragmatismus und mehr Konsequenz treten, so Frommhold.
Wie weit die Buchbranche in der digitalen Transformation bisher gekommen ist, konnte man an den Zustandsbeschreibungen und Einschätzungen der Podiumsteilnehmer ablesen – wobei sich die Perspektiven in Verlagen, im Buchhandel und beim Nachwuchs deutlich voneinander unterscheiden.