BOOKBYTES

"Wir suchen Partner aus dem Buchhandel"

29. Januar 2021
Sabine van Endert

Mit der Empfehlungs-App READ-O sollen Leser*innen ihre Romane über Emotionen treffsicher finden können. Das Start-up aus Frankfurt/M. ist überzeugt, schon bald eine wichtige Rolle im Buchhandel spielen zu können. Was noch fehlt: die richtigen Partner aus Handel und Verlagen. Wie READ-O funktioniert, erklärt  COO Ben Kohz im Bookbytes-Interview. 

In drei Sätzen: Wie funktioniert die App READ-O?
READ-O hilft LeserInnen dabei, ihren perfekten Roman zu finden. Mit der READ-O App werden die Grundstimmung, Schreibweise und Qualität eines Buches unkompliziert sichtbar – ohne Spoiler-Gefahr. Dafür fassen wir mehrere Millionen Buchrezensionen zusammen, damit LeserInnen auf den ersten Blick erkennen, ob das Buch zu Ihnen passt. 

Gibt es Konkurrenz? Was macht READ-O unique?
Natürlich gibt es andere Ansätze, die dabei helfen sollen, Bücher zu finden. Eine andere App, in der man die Emotionen von 250.000 Büchern nachschauen kann, inhaltlich passende (auch unbekannte) Bücher über ihre Emotion finden kann und persönliche Buchempfehlungen bekommt gibt es unserer Meinung nach nicht. Einzigartig macht uns, dass wir in unserer App einen ganz neuen (Genre-unabhängigen) Ansatz verfolgen, Bücher zu kategorisieren und zu empfehlen. Wichtig ist dabei, dass wir die Emotionen, die ein Buch beim Lesen hervorruft, in den Vordergrund stellen. 

Was ist das Geschäftsmodell von READ-O? Wer bezahlt wofür? 
Aktuell liegt unser Fokus nicht auf der schnellen Kommerzialisierung der App. Im Moment können die Bücher in unserer App über verschiedene Plattformen über Affiliate-Links erworben werden. Wir sind aber in Gesprächen und auf der Suche nach Partnern, um die Erfahrung in unserer App zu erweitern. Besonders interessiert sind wir daran, mit Verlagen, Autoren und Buchhändlern ins Gespräch zu kommen. 

Im Moment können die Bücher in unserer App über verschiedene Plattformen über Affiliate-Links erworben werden.

Auf welche Art Literatur konzentriert sich READ-O? 
Bei uns ist alles, außer wissenschaftlichen Fachtexten zu finden. Die App ist momentan auf Belletristik ausgelegt. Wir bauen gerade unser Sucherlebnis aus, damit Suchergebnisse nach Themen, Zeiten, Handlungsorten und vielem mehr gefiltert werden können. 

Die Palette der Emotionen ist nicht riesig – spannend, fröhlich oder gewalttätig können Bücher auf 1.000 verschiedene Arten sein. Kann eine solche Klassifizierung der Vielfalt von Literatur gerecht werden? 
Wir haben unser Emotionsprofil an die sogenannten Grundemotionen angelehnt. Durch die Kombination aller 14 Emotionen erhält man einen erstaunlich genauen Eindruck über das Buch. Die Aussage, dass das Buch eher nüchtern geschrieben ist, sagt allein wenig aus. Wenn man jedoch auch weiß, dass das Buch auch sehr anspruchsvoll und verstörend ist. Kann man für sich entscheiden, ob man "Schuld" von Ferdinand von Schirach lesen möchte. 

Mit der READ-O App bestehe die Möglichkeit, "Geschichten außerhalb des Mainstreams zu entdecken", heißt es in Ihren Presseunterlagen. Wie funktioniert das? Wenden Sie sich gezielt an Autoren? Selfpublisher? Kleinverlage? 
Das Ziel von READ-O ist es, den Buchmarkt und das Finden von Büchern transparenter, unkomplizierter und interaktiver zu machen. Normalerweise funktionieren Empfehlungen wie folgt: "Person X hat Buch Y und Z gekauft. Da Person J auch Buch Y gekauft hat, wird Person J auch Person Z empfohlen." Dieses Prinzip hat zwei Probleme: Es befasst sich nicht mit dem Inhalt des Buches. Und: Bücher, die einmal gekauft werden, werden weiterempfohlen, deswegen wieder gekauft und dann wieder empfohlen. Wir sind davon überzeugt, dass es für jeden Leser das perfekt passende Buch gibt. Wir wollen LeserInnen dabei helfen, dieses zu finden. Dabei geben wir jedem Buch bei jedem Leser die gleiche Chance – unabhängig davon wie oft es schon verkauft wurde, wer es geschrieben hat oder wer es verlegt hat. 

READ-O analysiere "Millionen von Buchrezensionen", heißt es weiter. Aus den Medien? Oder Klappentexte? Wie passt das zu "außerhalb des Mainstreams"? Rezensiert werden "Außenseiter" ja eher selten… 
Das ist richtig und war am Anfang auch eine große Herausforderung. Deswegen haben wir daran sehr intensiv gearbeitet. Mittlerweile können wir schon mit sehr wenigen Rezensionen eine treffende Aussage über die Emotionen treffen. Außerdem können Nutzer in unserer App selbst Bücher bewerten. 

Welche Zielgruppe spricht READ-O an? 
Unsere App ist ein Angebot für alle LeserInnen, die auf der Suche nach ihrem nächsten Buch sind. Da wir ein digitales Angebot anbieten, haben wir hauptsächlich Nutzer im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Etwas was uns sehr erfreut ist, dass hauptsächlich Vielleser unsere App nutzen. 

Die Leserin, der Leser, hat den richtigen Roman mit READ-O gefunden. Und dann? Soll es eine Anbindung an den stationären Buchhandel geben? 
Das wäre unser Wunsch. Wir wollen dem Leser eine Bandbreite an Möglichkeiten anbieten. Deswegen sind wir auch gerade schon in Gesprächen mit und noch weiter auf der Suche nach Kooperationspartnern. 

Wir sind davon überzeugt, dass wir eine große Lücke im weltweiten Buchmarkt füllen können. 

Welches Entwicklungspotenzial sehen Sie? Wo steht READ-O in drei Jahren? 
READ-O bietet LeserInnen eine vollständig neue Art an, sich im Buchmarkt zu orientieren. Seit unserem Launch vor drei Monaten haben schon mehr als 15.000 LeserInnen den Mehrwert in unserem Ansatz und unserer App erkannt. Wir sind davon überzeugt, dass wir eine große Lücke im weltweiten Buchmarkt füllen können. In drei Jahren möchten wir unsere App nicht nur zum ersten Anlaufpunkt für die digitale Buchsuche etablieren und die digitale Buchsuche zu einer unkomplizierten Erfahrung machen, sondern auch ein umfassendes B2B-Angebot für den Buchmarkt etablieren.