Aber selbst dann, wenn wir diese Hürden alle genommen hätten – wäre alles nichts ohne Aufmerksamkeit.
Wir haben uns dran gewöhnt, dass zweimal im Jahr die Hauptnachrichten von Buchmesse-Eröffnungen berichten. Dass zweimal im Jahr wegen der Literaturbeilagen die Zeitungen kaum noch durch den Briefkastenschlitz passen.
Wir haben uns daran gewöhnt, unsere Geschäfte mit Menschen zu machen – gerne digital – die wir auf oder am Rande von Buchmessen kennengelernt haben.
Bestehende Kontakte kann man im digitalen Raum pflegen, Neue – das hat Corona gezeigt – nicht.
Was fehlen würde gäbe es Frankfurt und Leipzig nicht mehr – oder nicht mehr mit dieser immensen Bedeutung – wenn wir das merkten, dann wäre es bereits zu spät!
Und deshalb kann ich es nicht akzeptieren, wenn Journalist*innen mit dem Finger auf Verlagshäuser zeigen, die aus Schutz ihrer Mitarbeiter*innen die Messepräsenz in Coronazeiten infrage stellen, während ihre eigenen Arbeitgeber, die Zeitungshäuser längst vorher ihre eigene Messebeteiligung abgesagt haben.
Ich kann es aber auch nicht verstehen, wenn clevere Kaufleute nach ausgefallenen oder kleineren Messen meinen, den Rotstift ansetzen zu können, weil sie sich Aufmerksamkeit ohne Invest erträumen.
Die Frankfurter Buchmesse ist der Treffpunkt der Welt des Buches.
Die Messe ist eine Tochtergesellschaft des Börsenvereins und seiner Landesverbände. Es ist also die Messe der Mitglieder. Ihre Messe!
Sie macht die Power und die Vielfalt der Branche sichtbar. Wie durch ein starkes Vergrößerungsglas gibt sie uns allen mehr Bedeutung als wir eigentlich rein wirtschaftlich haben.
Mit diesem Asset sollten wir nicht leichtfertig umgehen!
Wir haben mit Restrukturierungsmaßnahmen und viel Einsatz diese unsere Messe vom Rand der Insolvenz-Klippe wieder ins pulsierende Buchleben geführt: Nun lassen Sie uns Flagge zeigen, Stände buchen und die Vielfalt unserer Programme zeigen!
Ich glaube an den Wert von Vielfalt nicht nur am Tag der Diversität.
Ich glaube an den Wert einer bunten Buchlandschaft als vitalen Beitrag zu Kultur und Bildung, als Beitrag zu einer von Diversität und Toleranz geprägten Gesellschaft.
Und ich glaube, dass es unsere Aufgabe ist, diese Vielfalt zu erhalten.
Deshalb möchte ich es nicht glauben, wenn mir jemand berichtet, der Vertriebsleiter eines großen Verlages habe ihm erzählt, die kleinen Buchhandlungen spielten für ihn einfach keine Rolle mehr.
Deshalb finde ich es fragwürdig, wenn die Politik manchmal meint, Förderungswürdigkeit verhielte sich umgekehrt proportional zum Unternehmensumsatz.
Vielfalt muss man aber auch aushalten.
Vielfalt ist anstrengend – davon weiß KvC nach 150 Tagen auch ein Lied zu singen. Auch ich habe das in zweieinhalb Vorsteherinnenjahren gelernt. Unterm Strich aber ist Vielfalt Reichtum.
Und sie in all ihren Facetten und Dissonanzen zu erhalten und zu moderieren ist mir – wenn Sie das am 21.6. wollen – auch für die nächsten drei Jahre ab Oktober das wichtigste Ziel.
Diversität und Vielfalt sind heute Ihre Themen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag mit vielfältigen Anregungen und wunderbaren Begegnungen!
Danke