Lieber Herr Zille,
in Ihrer Haut möchte heute niemand stecken. Wie ein Löwe haben Sie für die Leipziger Buchmesse gekämpft. Für unsere Chance, mediale Aufmerksamkeit auf unsere Branche und unsere neuen Bücher zu lenken, für unsere Wiedersehensfreude, für unsere Begegnungen mit den Leser*innen.
Mit Ihrem kleinen Team haben Sie alles gegeben, um uns die Bühne bereiten zu können, die wir alle so brauchen.
Sie schafften es, die so nötige mutige Unterstützung von Stadt und Land und deren „Go“ zu erhalten – und nun zieht Ihnen Corona von anderer Seite den Messehallenboden unter den Füßen weg: Die Inzidenzen lassen die Krankenstände steigen, zwingen viele Menschen in Quarantäne oder Schlimmeres und sorgen dafür, dass Verlags-Verantwortliche um die Gesundheit und Einsatzfähigkeit ihrer Messeteams bangen. Eine Messe braucht nicht nur Zuspruch, sondern auch ausreichend Aussteller*innen.
Gemeinsam mit Messegesellschaft, Stadt, Land und Beirat mussten Sie nun eine schwere Entscheidung treffen. Auch die Verlage haben sich ihre Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht.
Liebe Kolleg*innen,
lassen Sie Trauer nicht in Wut umschlagen und lassen Sie uns Herrn Zille und seinem Team Mitgefühl entgegenbringen und aufs Herzlichste für den Einsatz danken.
Danken möchten wir auch den politischen Entscheider*innen, die die Messe möglich gemacht hätten. Das war ein wichtiges Signal, das bleibt, auch wenn es nun anders gekommen ist als erhofft. Bitte unterstützen Sie die Leipziger Buchmesse weiter und bitte stärken Sie Herrn Zille und dem heute sicher angeschlagenen Team weiter den Rücken.
Lassen Sie uns denjenigen, die ihre Teilnahme abgesagt haben, mit Respekt und Anerkennung begegnen – sie haben aus Verantwortungsgefühl gehandelt und keineswegs aus Messemüdigkeit, im Gegenteil.
Lassen Sie uns an dieser Stelle auch noch mal all denjenigen danken, die um die Coronazahlen wissend dennoch täglich dem Buch eine Bühne bieten: den Buchhändler*innen, die in ständigem Kund*innen-Kontakt stehen, um Leselust zu wecken und zu bedienen. Und all denjenigen, die täglich unermüdlich dafür sorgen, dass die Bücher in den Handel und zu den Leser*innen kommen. Ihr Engagement und ihr Mut verdienen Beifall. Jeden Tag. Aber heute ganz besonders.
Es grüßen Sie herzlich und heute traurig
Ihre Karin Schmidt-Friderichs und Ihr Peter Kraus vom Cleff