Verliehen wurde der diesjährige Geschwister-Scholl-Preis traditionsgemäß in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In seiner Begrüßung meinte Oliver Jahraus, Vizepräsident der Universität, dass der Preis im Gedenken an die Weiße Rose um die Geschwister Scholl einerseits die Preisträgerin ehre, diese andererseits den Preis selbst, da so der Widerstandsmut von damals in die Gegenwart hinüberstrahle. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter verwies darauf, dass die ukrainische Hauptstadt Kyiv und die Landeshauptstadt München seit 1989 Partnerstädte seien. Reiters Telefonate mit Vitali Klitschko erschütterten ihn jedes Mal – und München helfe so gut es geht. Zu Gordeevas Buch hielt er fest: "Sie schreibt nicht über den Krieg, sondern beschreibt die Tragik der Menschen im Krieg." Klaus Füreder, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e. V., gab die Impression seiner Lektüre wieder: "Es sind die verstörenden Bilder im Kopf, die beim Lesen entstehen, die eine viel größere Wirkung haben als Effekt heischende Bewegtbilder." Mit ihrem Buch habe die Autorin "ein Stück Geschichte geschrieben".
Und dennoch bleibt die Frage: "Darf eine Russin über das Leid schreiben, das Ukrainerinnen und Ukrainer in diesem Krieg erleiden?" Mit dieser Frage begann Alice Bota, Journalistin mit Schwerpunkt Ostmittel- und Osteuropa, ihre Laudatio. Gordeevas Buch sei nämlich erst einmal auf Russisch erschienen – also für ein Publikum im Land des Aggressors. Genau damit fördere die Autorin den Widerstand innerhalb ihres Heimatlandes. Das Besondere an der Art ihres Schreibens läge darin, dass sie die Menschen selbst zu Wort kommen lasse: "Sie gibt ihren Geschichten Raum." Zugleich verstecke sich Gordeeva nicht einfach hinter diesen Erzählungen des Grauens. – "Sie bleibt die ganze Zeit anwesend: als Filmemacherin, als Autorin, vor allem aber auch als Russin, die Verantwortung trägt."